Scheinheilige Klagen

Zum Artikel "Artenschutz für die deutsche Sprache" (TV vom 8. Oktober):

Ich finde die Initiative von Herrn Bleser ganz prima. Sie versucht das Einzige, was die Politik noch tun kann, um dem schleichenden Wirken der kommerziellen Sprachpanscher zumindest eine gewisse Aufmerksamkeit zu widmen. Denn was die Wirtschaft hier mit Hilfe von Milliardensummen mit uns macht, ist wirklich unglaublich. Ständig werden neue, englisch-klingende Begriffe von Dutzenden von Werbeagenturen für neue oder auch längst bekannte Produkte oder Eigenschaften ersonnen, um damit auf dem Markt Aufmerksamkeit zu erheischen. Diese chic klingenden Sprachpanschereien lässt man dann über die Medien in verführerischen Werbespots, Hochglanzbroschüren oder sonstigen Werbeträgern auf uns "Konsumprovinzler" niederprasseln. Und wir haben überhaupt keine Chance. Ob wir wollen oder nicht, wir müssen diese neuen Sprachpanschereien verwenden, denn wir haben natürlich keine Milliardenbeträge zur Verfügung, um andere Begriffe zu prägen und zu verbreiten. Leider, leider aber verramschen wir dabei unsere gemeinsame Sprache, die nicht nur die Basis für unsere Kommunikation, sondern auch für unser Denken darstellt. Ich kenne keine Kulturnation, bei der die kommerzielle Sprachpanscherei ein derartiges Ausmaß angenommen hat. Die Folgen sind längst zu sehen. Die geringe Sprachkompetenz eines beachtlichen Teils unserer Jugend zeigt, dass gerade diese längst überfordert ist: Pisa beweist es. Und die Wirtschaft sollte nicht mehr so scheinheilig darüber klagen. Dr. Christian Fruböse, Trier sprache

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