Schließet die Augen, öffnet die Ohren

Zum Interview mit François Valentiny (TV vom 26. März):

François Valentiny ist sich offensichtlich nicht zu schade, das bezahlte Ehrenamt der Stadt Trier, den Architektur- und Städtebaubeirat (ASB), zu missbrauchen, nämlich die Geschäftsordnung des ASB zu unterlaufen. Dort steht unter Paragraph 2 Zusammenstellung, Dauer und Bestellung, Absatz 3: "Sie sind Fachleute aus den Gebieten Städtebau, Architektur und Landschaftsplanung. Sie dürfen ihren Wohn- und Geschäftssitz nicht im Land Rheinland-Pfalz haben. Sie dürfen zwei Jahre vor und zwei Jahre nach ihrer Beiratstätigkeit in Trier nicht planen und bauen." Damit ist nicht seine bühnenbildnerische Tätigkeit am Theater Trier gemeint, sondern seine Bautätigkeit auf dem Gelände des Petrisbergs während seiner Zeit als Beiratsmitglied. Für den von den lokalen Medien so genannten und selbst ernannten "Stararchitekten" gelten offensichtlich andere Regeln. Ein einziger Krampf mit entsetzlichen Architektenquerelen war auch jüngst der Bauauftrag des kleinen Salzburger Festspielhauses, bei dem eine Wettbewerbsentscheidung ausgehebelt wurde, um an den Auftrag zu kommen, über dessen Ergebnis die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 20. Juni 2006 hämisch titelt: "Schließet die Augen, öffnet die Ohren".François Valentiny ist in seinem neuen Wirkungskreis, dem Theater, sicherlich besser aufgehoben als in der Architektenschaft. Dort kann er nämlich das machen, was er am Besten kann: sich selbst inszenieren.Ilse-Maria Engel-Tizian, Trier ARCHITEKTUR

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