Schlimme Odyssee

Medizin

Zum Artikel "Mit 10 000 Hertz gegen den chronischen Schmerz" (TV vom 24. April):
Rainer Neubert beschreibt es so, wie ich es als betroffene chronische Schmerzpatientin seit 2001 erlebt habe und erlebe, all die traumatischen Erfahrungen. Jeder erlebt's anders, es ist ja auch nicht immer der gleiche Schmerz. Treffen sich Patienten in einer Schmerzklinik, dann hört man von Erlebnissen durch Fehldiagnosen und falsche Behandlung. Schon beginnt eine Odyssee, die über Jahre gehen kann. Es sei denn, man hat von Anfang an den richtigen Arzt, sprich Schmerzfacharzt.
Leider hatte ich Pech! Wege unfall von der Arbeit nach Hause, ein Autofahrer nahm mir die Vorfahrt. Die BG erkannte den Unfall als Arbeitsunfall an, die daraus entstandenen Schäden nicht. Schmerzmittel, Physiotherapie, aber alles wurde statt besser schlimmer. Ich war plötzlich eine Simulantin. Als meine Tochter 20-jährig bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, vermittelte "man" mir, meine Schmerzen seien psychosomatisch!
Ich suchte mir selbst Fachärzte und kam über die Krankenkasse an eine Schmerzfachklinik im damaligen Herz-Jesu-Krankenhaus in Trier. Es fand eine ganzheitliche Behandlung in der Tagesklinik über sechs Wochen statt. Es gab einen Chefarzt in der Palliativmedizin, einen Facharzt für Orthopädie, eine Psychologin und einen Physiotherapeuten. Ich fühlte mich ernst genommen. Ein klares Konzept für jeden Tag und trotzdem eine individuelle Behandlung und Betreuung.
Eines von vielen wertvollen Hilfsmitteln war die Schmerzfokussierung. Das muss man auf jeden Fall lernen. Das Zweitwertvollste: Ich wurde auf den Alltag vorbereitet. Sich nicht isolieren, sich selbst ernst nehmen, sich etwas Gutes tun, Hobbys nachgehen wie Tanzen, Gartenarbeit (Hochbeet) anlegen oder anlegen lassen, Reisen.
Das gehört auch zur Fokussierung = Schmerz umleiten. Ich bin ausgebildete Sitztanzleiterin, so auch meine Freundin. Wir gründeten die Generationentanzgruppe e.V. Das gab und gibt mir bis heute Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, "dem Schmerz, dass er mich übertrumpft", eventuell depressiv zu werden, keine Chance.
Der Integrationsfachdienst hilft weiter in Notsituationen und steht mit Rat und Tat zur Seite.
Gaby Hörzer
Morbach

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