Show-Effekte und Strohfeuer
Zum Artikel "Kein Glück auf Reisen" (TV vom 11. Mai):
Der Papst hat Brasilien besucht, ein Land, in dem vor wenigen Jahren noch 90 Prozent der Bevölkerung katholisch waren. Fast jeder Vierte hat aber mittlerweile die katholische Kirche verlassen und glaubt, anderswo seine Gottesbeziehung zu finden. Eine Entwicklung, die sicherlich verschiedene Gründe hat und nicht nur auf den dortigen Priestermangel zurückzuführen ist. So müsste Rom doch darüber nachdenken, warum Katholiken glauben, in einer anderen Religionsgemeinschaft mehr Heimat zu finden und ihrem Gott näher sein zu können. Die Pfingstkirchen profitieren da wohl am meisten, aber auch zu den evangelischen Kirchen wird gewechselt. Sind das nicht Alarmzeichen, die den Eindruck erwecken, dass unsere katholische Kirche an Aktualität verliert und, wenn man nicht umdenkt und einlenkt, ihren Höhepunkt vielleicht sogar überschritten haben könnte? Ein ganz wichtiger Grund für den allgemeinen Abwärtstrend dürfte darin zu suchen sein, dass immer mehr Katholiken sich selbst informieren, selbst denken, und so auch Ungereimtheiten Roms zu erkennen glauben. Auch mit der allgemeinen, amtskirchlichen Darstellung und ihrer oft selbstherrlichen Meinung, Gottes Wille und Meinung allein zu kennen und vertreten zu können, hat man Probleme. Der weltweit alarmierende Priester- und damit verbundene Seelsorgemangel trägt ebenfalls zum Negativtrend bei. So wird auch das unselige Pflichtzölibat, das immer mehr zum Priesterverhinderungsgesetz wird, auf Dauer nicht zu halten sein. Eine Trendwende wird aber wohl kaum mit herrlichen, aufwendigen Papstbesuchen zu erreichen sein. Dies sind doch eher mehr oder weniger Show-Effekte und Strohfeuer, die so schnell erlöschen wie sie auflodern. Da müsste schon etwas mehr geschehen, sicherlich nicht nur in Brasilien. Josef Berens, Rommersheim katholische kirche