Soziales

Zum Thema "Minijobs" (TV vom 5./6. Januar) diese Zuschriften:

Vor der Wende war Deutschland auf Luftbildern randscharf getrennt, klein parzelliert im Westen und großflächig aufgeteilt im Osten (VEBs). Nach der Wende ergibt die Verteilung der Arbeitslosenzahlen eine ebenso klare Teilung. So weit, so klar. Eine neue Publikation der Hans-Böckler-Stiftung über die Verteilung der Anteile der Minijobs an allen Arbeitsplätzen in Deutschland 2011 zeigt eine genauso signifikante Teilung in Ost und West. Eine kartografische Darstellung bei Krippenplätzen wäre kongruent. Eine aktuelle Kartierung im "Deutschen Herzbericht" zeigt eine überdeutlich höhere Sterberate bei Herzerkrankungen in den neuen Bundesländern. Da man von eher angeglichener medizinischer Betreuung ausgehen kann, bleibt als zulässige Interpretation der möglichen Ursachen auch ein Vergleich zwischen hohem und niedrigem Anteil von Minijobs. Das Besondere: Der Kreis Trier-Saarburg liegt bundesweit hinter Delmenhorst auf Platz zwei mit 30 Prozent Anteil Minijobs bei allen Arbeitsplätzen - bei Frauen sogar bei 41 Prozent. Das bei einer Arbeitslosenquote von nur 3,4 Prozent; einem Kriterium für Vollbeschäftigung also. Die Karte weist im Osten für gleiche Eingangsvoraussetzungen Eisenach (Platz zwei) nur elf Prozent Minijobs aus; die Arbeitslosenquote beträgt aber elf Prozent. Das Zahlenwerk der Hans-Böckler-Stiftung hatte vermutlich nicht zum Ziel, die zweifellos vorhandenen Vorteile von Minijobs darzustellen, sondern wohl eher die geringeren Einflussmöglichkeiten der segensreichen DGB- und Verdi-Organisationen. Wie auch immer die Vergleiche Äpfel mit Birnen oder der Grundidee "wem nützt es" angelegt sind, mir gefällt unsere wirtschaftlich klein strukturierte, vielfältig gegliederte offensichtlich gesunde und lebendige Region Trier-Saarburg, auch ohne Tabellenletzter bei den Minijobs zu sein. Erwin Lutz, Kanzem Die Argumente von Katharina Hammermann gegen die Minijobs mögen durchaus richtig und ehrenwert sein. Dennoch muss es auch in Zukunft jedem Einzelnen überlassen bleiben, ob er die genannten Nachteile für sich in Kauf nimmt, weil eine solche Möglichkeit der Teilzeitarbeit mit seinen Lebensplanungen am besten kompatibel ist. Dass viele Familien von solchen Minijobs Gebrauch machen, liegt eben nicht nur daran, dass keine anderen Arbeitsstellen oder keine Kinderbetreuung verfügbar wären. Für die meisten Betroffenen sind sie einfach die beste Möglichkeit, ausreichende Zeit für die innerfamiliäre (!) Kindererziehung und die häusliche Arbeit mit einem kleinen steuerfreien Zuverdienst zu kombinieren, ohne gleichzeitig die auf andere Weise gesicherte Altersvorsorge zu vernachlässigen. Frau Hammermann sollte hier vielleicht mehr Vertrauen in die Urteilsfähigkeit und Eigenverantwortung der Menschen haben, anstatt zumindest indirekt einer Abschaffung der Minijobs und damit einer Bevormundung anderer das Wort zu reden. Und übrigens: "Richtig Geld verdienen" kann man auch in vielen Vollzeitjobs nicht - insofern ist etwa die Alternative "40 Stunden bei Aldi an der Kasse" dem Minijob in diesem Metier nicht wirklich überlegen. Die gut ausgebildeten Mütter, die "Teller schleppen, Treppen wischen oder Socken verkaufen" (warum eigentlich werden diese Tätigkeiten so abgewertet?), stellen nur einen kleinen Teil der Minijobber dar, für die sich sicherlich auch eine besser bezahlte Teilzeitbeschäftigung findet. Die große Masse dagegen hat lediglich die Wahl zwischen einem schlecht bezahlten Mini- oder einem schlecht bezahlten Ganztagsjob. Und da Geld und Beruf für viele eben doch nicht die wichtigsten Dinge im Leben sind, werden die Minijobs ohne Zwangsmaßnahmen des Staates - auf die der Bürger gerne verzichten kann - auch nicht verschwinden. Michael Frisch, Trier

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