Starkes Stück

Den Alkoholkonsum von Jugendlichen mit Tradition zu rechtfertigen (CDU-Mann Bernhard Kaster), ist schon ein starkes Stück. Mir fiel dazu spontan ein: Unsere Vorfahren haben auch mal das Darbringen von Menschenopfern zur Tradition gemacht und Jahrhunderte daran festgehalten.

Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass diese Tradition weitgehend untergegangen ist. Nun mag der Vergleich in vielerlei Hinsicht unangebracht sein - nicht aber bei den Folgen, wie die Statistik über Alkoholtote in unserer Gesellschaft deutlich macht. Wer mir nun Zynismus vorwirft, hat sicher Recht. Allerdings wird dieser locker überboten vom Zynismus in den Worten von Stephan Büttner (Chef des Bundesverbandes der Diskotheken), der zweifelhafte Flatrate-Angebote beim "Koma-Saufen" als "gesellschaftlich etabliert" adelt. Welcher Gastronom will denn dabei noch eine Übersicht und Kontrolle behalten, wer von seinen größtenteils jugendlichen Gästen Bier, Wein, Sekt trinken darf? Wer Hochprozentiges trinken darf und wer gar nichts? Und in welchen Mengen der einzelne konsumiert? Ich stimme den Gegnern eines Alkoholverbots für Jugendliche zu, dass es allein nicht viel nützen wird. Aber es wäre schon mal eine Orientierungshilfe und würde eine bessere Kontrolle ermöglichen, bis die schon lange immer wieder angedachten, aber bis heute nur halbherzig realisierten Maßnahmen im Bereich Erziehung und Bildung greifen. Anscheinend geht es ja nicht anders. Und dem Wirt, der, wenn ich richtig informiert bin, dem 16-jährigen Tom A. Tequila bis zum Umfallen serviert hat, gehört für eine sehr lange Zeit die Lizenz zum Ausschank alkoholischer Getränke entzogen. Christoph Neis, Gillenfeld

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