Strassenbau

Zum Leserbrief "German Angst" (TV vom 23. März) diese Meinungen:

 160 Meter hoch: Brückenpfeiler am Moselufer. TV-Foto: Klaus Kimmling

160 Meter hoch: Brückenpfeiler am Moselufer. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (g_pol3 )

Herr Zerfaß schreibt zu den jüngsten Berichterstattungen des TV über die Kostenerhöhungen und Zusatzmaßnahmen zur Hangsicherung beim Bau der Hochmoselbrücke: "Und wieder hat [...] der vom Volksfreund erkorene Experte Prof. Dr. Azzam eine Stellungnahme zum Bau der Hochmoselbrücke [...] abgegeben. Der Fachmann für Ingenieur- und Hydrogeologie, einem Fachbereich, der den Brückenbau gerade noch im Gründungsbereich tangiert, nennt Kosten der Sicherungsmaßnahmen in Höhe von 50 bis 100 Millionen Euro und hält den Bau für unverantwortlich." Herr Professor Azzam ist Lehrstuhlinhaber der Universität Aachen, Leiter der Fachsektion Ingenieurgeologie der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik, Vizepräsident der "International Association of Engineering Geology and the Environment" und wurde als Gutachter vom Gericht im Prozess um den Einsturz des Stadtarchivs beim U-Bahn-Bau in Köln bestellt. Will Herr Zerfaß den Expertenstatus von Herrn Azzam in frage stellen? Und was genau sollen die Worte "gerade noch den Gründungsbereich tangiert" ausdrücken? Ist das ingenieurgeologische Fachwissen, wie in dem hochsensiblen, tektonisch durchwachsenen, rutschenden Hang eine Zigtausende Tonnen schwere Brücke gegründet werden soll, von geringer Bedeutung? Herr Zerfaß lässt unerwähnt, dass er Fachgruppenleiter Brückenbau beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Rheinland-Pfalz war. Der LBM hat den Auftrag, die Brücke zu bauen. Will er die bisherigen, offenbar nicht ausreichenden Planungen durch unsachliche Angriffe auf Herrn Azzam, den Volksfreund oder die Bürgerinitiative verteidigen? Was sagt er zu Prof. Ehses, dem ehemaligen Leiter des Geologischen Landesamtes, der wohl aufgrund seiner Zweifel an der Sicherheit der Planungen sein Amt verloren hat, zu Prof. Krauter (ehemaliger Leiter der Forschungsstelle Rutschungen an der Uni Mainz), zu Dr. Feuerbach, Frau Dr. von den Hoff und den anderen Warnern? Herr Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. Azzam genießt national wie international höchste und unumstrittene Anerkennung in Fachkreisen. Er braucht nicht vom Volksfreund als Experte "erkoren" zu werden und erhält - um dem Vorwurf vorzubeugen - auch keinerlei Zuwendungen im Zusammenhang mit seiner Kritik am Bau der Brücke. Dr. Elisabeth Reis, 2. Vorsitzende der Bürgerinitiative Pro Mosel, Zeltingen-Rachtig Mir drängt sich die Frage auf, ob Herr Wolfgang Zerfaß seinen Dipl.-Bauingenieur womöglich an der Uni Köln erworben hat, frei nach dem Motto "Et hätt noch immer jot jejange!" Sehr augenscheinlich ist seine berufliche Nähe zur bauausführenden Behörde LBM, zu der er sich fairerweise klar bekennen sollte. Jedenfalls würde ich ihm noch nicht einmal die Planung eines Gartenhäuschens übertragen. Für mich steht fest, dass die Baumaßnahme von den politischen Parteien von Anfang an gegen fachliche Bedenken per Salamitaktik durchgeboxt wurde. Hätte man die Risiken des Rutschhangs ehrlich auf den Tisch gelegt und korrekt kalkuliert, wäre es nicht zu dem landschafts- und naturzerstörenden Mammutbau gekommen! Oder waren "unfähige" Planer am Werk, was ich allerdings nicht glauben kann?! Nein, hier sind politische Akteure verantwortungslos und verschwenderisch mit Steuergeld umgegangen! Schadensersatzforderungen brauchen die Damen und Herren ja nicht zu fürchten! Nikolaus Krämer, Zeltingen-Rachtig Es erstaunt und erschreckt mich zugleich, wie Menschen in verantwortungsvollen Positionen mit Menschenleben so leichtfertig umgehen (mit "kalkuliertem Risiko" arbeiten, indem bei bedeutend niedrigeren Baukosten und -zeiten eventuelle Ergänzungsarbeiten und vertretbare Schäden in Kauf genommen werden). Wie viele Menschenleben sind für Herrn Zerfaß und für die Politiker, die ihre Pläne um jeden Preis durchsetzen wollen und sich dabei auf Personen wie Herrn Zerfaß verlassen, vertretbar? Was bezweckt Herr Zerfaß mit diesem Leserbrief? Will er von seinen Planungsfehlern und Missmanagement ablenken, indem er so viele namhafte Professoren diskreditiert? Oder will er implizieren, dass die Planung bisher korrekt war? Wenn das der Fall ist, warum hat der neu hinzugezogene Berater des Prüfingenieurs Prof. Katzenbach diese neuen Maßnahmen angeordnet? Doch nicht zum Spaß, oder weil sie überflüssig sind. Auch sollte man "die "Bibel" der Bodenmechaniker, das Grundbau-Taschenbuch nicht zitieren, wenn man das Zitat nicht korrekt interpretieren kann. Zum dritten Argument von Herrn Zerfaß (Kostenschätzung der Zusatzmaßnahmen) kann ich nur sagen, dass der Faktor drei bis fünf (mehr reale Kosten als die ursprüngliche Kostenschätzung) sich bisher bei allen öffentlichen Projekten eingestellt hat, auch bei der Hochmoselbrücke, also warum nicht bei dieser Maßnahme? Das vierte Argument von Herrn Zerfaß - der Vergleich mit Brücken in der Schweiz oder in Österreich oder der Golden Gate Bridge in San Francisco - kann man nicht ernst nehmen. Nur soviel: Ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen ist zutreffender. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Rafig Azzam, Aachen

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