Tapfer ertragen

Politik

Zum Leserbrief "Seltsame Sehnsucht" (TV vom 8. März):
Manchmal möchte man sich kneifen und hoffen, dass man nur schlecht träumt. So ging es mir bei der Lektüre des Leserbriefs von Herrn Schmitz aus Lünebach.
Eine solche Verdrehung der Tatsachen erfordert entweder eine totale Ignoranz des Zeitgeschehens oder pure Böswilligkeit gegenüber einer ungeliebten Partei, in diesem Fall der "Sozen". So nannte Helmut Kohl immer wieder gerne die Vertreter der SPD. Herr Schmitz schreibt von der "Sehnsucht des deutschen Volkes nach staatlicher Rundumversorgung bei übervollen Kassen".
Diese übervollen Kassen sind nun wahrlich nicht das Ergebnis der Kohl'schen Politik, die wir 16 Jahre tapfer ertragen haben, sondern eines SPD-Kanzlers namens Gerhard Schröder, der die Courage hatte, uns erstens aus einem völlig sinnlosen Krieg herauszuhalten und zweitens Sozialreformen durchsetzte, zu denen den "Konservativen" - wie Herr Schmitz die CDU nennt - immer der Mut gefehlt hat. Das Ergebnis dieser SPD-Politik war, dass es dem deutschen Staat und den Unternehmern heute sehr viel besser geht, aber der SPD im gleichen Maße schlechter. Weil diese Reformen nämlich hauptsächlich von deren Wählern geschultert wurden, den Arbeitern und Angestellten. Wenn Martin Schulz nun daran geht, etliche ungerechte Härten zu korrigieren, dann hat das nichts mit Plünderung der öffentlichen Kassen zu tun. Eines kann Schulz leider nicht mehr ändern: die Einführung des Euro ohne jede vernünftige Absicherung, nämlich der gleichzeitigen politischen Union in Europa. Diese - von den Konservativen unter Kohl - durchgeboxte Fiskalpolitik hat dazu geführt, dass wir beispielsweise in Griechenland zu Gläubigern unvorstellbarer Summen geworden sind. Dieser Karren - um im Duktus des Herrn Schmitz zu bleiben - sitzt wirklich tief im Dreck. So plündert man Kassen. Hier sollte er seine Kritik anbringen, anstatt indirekt den Lohnempfängern Rundumversorgung auf Staatskosten zu unterstellen.
Peter Trauden
Heilbach

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