Terrorismus

Zur Berichterstattung über die Anschläge in Paris und die Konsequenzen:

Angesichts der Terrormorde in Paris kann man nur betroffen schweigen. Aber schon melden sich wieder alle, die Patentrezepte für die Eindämmung des Flüchtlingsstroms verkaufen. Mag sein, dass ein Attentäter von Paris als "Flüchtling" mit syrischem Pass nach Europa kam. Aber jetzt Stimmung zu machen gegen alle Flüchtlinge vor Krieg und Terror, ist schlicht so infam wie die geistige Hetze und die tatsächlichen Brandstiftungen von "rechts". Konnte man die Attentate von Paris vermeiden? Nüchtern muss die Antwort lauten: Eine absolute Sicherheit gibt es nicht! Das ist der Preis, den die Franzosen zahlen und den auch wir vielleicht für unsere Freiheit zahlen müssen. Wem das zu "teuer" ist, der sehnt sich natürlich zurück in die Zeit, wo der "brave Bürger" ruhig und sicher leben konnte, sofern er sich dem NS-Regime oder dem "real existierenden Sozialismus" angepasst hatte. Da kamen nur ein paar dumme Intellektuelle und Kirchenleute in "Schutzhaft", wie man das damals nannte, in ein Konzentrationslager (oder später nach Bautzen)! Der Preis für Sicherheit und Ruhe von 1933 bis 1939 war entschieden zu hoch. Er kostete zwischen dem 1. September 1939 und dem 8. Mai 1945 viele Millionen Tote und mehr als ein Viertel Deutschlands. Aber vielleicht passen sich viele gern an, denken sich ihr Teil und marschieren mit, wenn es befohlen ist. Ich möchte das nicht, gerade weil ich singen gelernt habe: "Die Fahne ist mehr als der Tod!". Sterben müssen wir alle sowieso, aber bitte nicht so wie 1939 bis 1945! Vielleicht ist vielen das Risiko als Preis der Freiheit zu hoch. Aber ich möchte sie mit all meinen bitteren Erfahrungen nicht missen. Übrigens ist gegen die vielen Verkehrstoten noch niemand auf die Straße gegangen oder hat verlangt, alle Autofahrer aus Deutschland auszuweisen. Hans-Martin Stüber, Gerolstein Eine Kerze anzünden, eine Rose niederlegen - aus diesem Grund stehe ich vor diesem Blumenmeer vor der französischen Botschaft in Berlin. Hunderte Menschen stehen dicht beieinander, jenes sonst so laute Berlin ist an diesem Nachmittag ganz still. Ich lese die unzähligen Briefe, Schilder und Plakate, der eiskalte Wind peitscht mir ins Gesicht. Neben mir steht eine Frau, sie weint. Gebürtig kommt sie aus Frankreich, aus Paris, ist dort aufgewachsen und zum Studieren damals nach Berlin gekommen. Bei den Anschlägen ist ihre Schulfreundin getötet worden, das alles erzählt sie mir, während wir hier stehen. "Ich muss sprechen darüber. Ich weiß nicht, wohin mit meiner Verzweiflung. Wir dürfen den Glauben an Frieden nicht verlieren!" Ich nehme sie in den Arm, lege mein Gesicht an ihres. Im Umkreis von 20 Metern haben die Menschen diese Unterhaltung mitbekommen, es ist totenstill, kein Wind ist mehr zu spüren, als ich plötzlich eine Hand an meinem Rücken spüre. Eine Träne der Frau berührt mein Gesicht, ich öffne meine Augen und sehe, dass die beiden muslimischen Frauen, die direkt neben uns standen, sich zu uns gedreht haben und uns umarmen. Plötzlich drehen sich immer mehr Menschen zu uns um, und bevor ich verstehen kann, was gerade passiert, finde ich mich inmitten einer riesigen Massen-Umarmung wieder. Christen und Muslime, alle halten uns, alle halten sich gegenseitig. Zwischen mir und der letzten Person der Menschenmasse befinden sich bestimmt 120 Menschen, und doch spüre ich die Energie, die sie an alle sendet. Ich bin überwältigt von dieser Atmosphäre, sprachlos in einer unwirklich gewordenen Realität, die uns alle jede Sekunde begleitet. Wir sind alle betroffen vom Terror, egal wo wir herkommen, welcher Religion wir angehören … Bastian Lorig, Berlin (früher Sinspelt/Eifel)

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