Theater

Zum Artikel "Im Rausch der Farben" (TV vom 14. September):

Meine Skepsis gegenüber der neuen Intendantur hatte sich zwar durch die Presseveröffentlichungen als auch durch Meinungen anderer Theaterbesucher nicht unerheblich verstärkt, doch ich wollte mir einen eigenen Eindruck durch den Besuch der "Molière"-Aufführung am 12. September machen. Was mich dort erwartete, hat meine Skepsis in fast nicht zu beschreibender Weise übertroffen! "Molière" als Titel für einen solcherart gebotenen kindischen (nicht kindlichen!) Schwachsinn zu wählen, verlangt schon ein beträchtliches Maß an Unverfrorenheit! Oder wollte man einen Test starten, um die Toleranz des Trierer Theaterpublikums mit einem so gebotenen Primitivklamauk auszuloten? Immerhin hatte ja ein beachtlicher Teil dieses Premierenpublikums offensichtlich daran doch seinen Spaß! Wie weit gedenkt man das Niveau einer "Theater-Kunst" noch zu senken? Wenn man mit solchen Hanswurstiaden glaubt, die Aufmerksamkeit auf das Trie rer Theater zu lenken, dürfte dieser Versuch à la longue ins Gegenteil umschlagen! Dieses Konglomerat aus Sequenzen mit lächerlichen symbolhaften Andeutungen aus diversen literarischen Werken kann nicht anregen, sondern ob ihres Irrenhaus-Charakters nur noch verärgern! Die Entwicklung unserer Werte seit Kriegsende, von den 68ern bis zu deren Kindern und Enkeln, von einer Diktatur der Disziplin (nicht der Selbstdisziplin!) bis zu den Love-Parade-Freiheiten, muss erst noch ihre Nützlichkeit für ein im Umbruch befindliches Gemeinwesen und für dessen Beständigkeit beweisen! Molière braucht sich bei solcherart gebotenen Klamotten wahrlich nicht im Grabe rumzudrehen. Leid tun mir nur die Schauspieler, denen man solches abverlangt. Hätte ich das zu Beginn verteilte DIN-A4-Faltblatt mit den Äußerungen des Regisseurs zum "Inhalt" der Aufführung lesen können, dieser Schwulst über die Kunst und pseudo-philosophischer Unsinn, meine Alarmglocken hätten noch schriller geläutet! Jedem Deutschlehrer würden sich ob des Inhaltes und der Syntax die Haare zu Berge stellen! Schade für das Theater! Adolf Schuler, Trier

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