Unausgegorenes Konzept

Zur Berichterstattung über die "Realschule plus":

Ist die Diskussion um die "Realschule plus" nur ein ideologischer Kampf auf anderen Wegen mit dem politischen Ziel, letztlich nur noch eine Schule für alle zu schaffen? Die Landesregierung möchte mit hohem Druck und Werbebudget eine Schulreform umsetzen, obwohl dazu noch gar kein Gesetz verabschiedet wurde.

Ein seltsames Verständnis parlamentarischer Arbeit. Trotz breiter Kritik wird an einem unausgegorenen Konzept festgehalten, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Einfach nur ein neues Etikett aufkleben ist Augenwischerei und nutzt niemandem.

Der nach dem Pisa-Schock 2000 entwickelte, kurzfristig orientierte Aktionismus hat nur wenig bewegt. Was weiterhin fehlt, ist eine vernünftige interne Finanzausstattung, um leistungsschwache Schüler besonders zu fördern. Dem Ganztagsschulprogramm fehlt die pädagogische Unterfütterung. Zudem ist es kaum gelungen, die Eltern stärker zu integrieren. Pisa hat deutlich gezeigt, dass Pädagogik und Didaktik, nicht aber die Strukturen die entscheidenden Problemfelder sind. Der Aktionismus wird jetzt bis in kleinste Ebenen fortgeführt. Probleme der Hauptschule durch "Wegnahme der Probleme" und simple Verlagerung auf ein erfolgreiches Mittelschulmodell - Realschule - zu lösen, dann darauf zu hoffen, dass das schon irgendwie funktioniert, ist ein besonderer Schildbürgerstreich. Qualitative Lösungsansätze werden bereits seit längerem diskutiert, ohne dass sie auf fruchtbaren Boden gefallen sind:

1. Schaffung einer strukturell differenzierten Sekundarstufe I mit individuellem Förderunterricht.

2. Wirkliche Autonomie für Schulen mit größerer pädagogischer Freiheit und Öffnung des Unterrichts.

3. Eindeutige Schulprofile für mehr Transparenz und einer Orientierung an einer Kernzielrichtung wie Vorbereitung auf die Berufswelt.

Wenn etwas Ähnliches wie die unfertige Reform kommen sollte, dann nur in einer Form, die die Stärken der bisherigen Schulformen kooperativ zusammenführt. Nur so lässt sich überhaupt eine sinnvolle individuelle Förderung und Differenzierung realisieren, die letztlich der Schule qualitativ weiterhilft.

Patrick Haas, Bernkastel-Kues, Vorsitzender des Förderkreises der Realschule Bernkastel-Kues

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