Unbedingt nötig

Landwirtschaft

Zu verschiedenen Leserbriefen zum Wandel der Landwirtschaft:
Der Stand des Landwirts unterscheidet sich von anderen Selbstständigen dadurch, dass erstens der Erfolg von Umständen wie der Witterung abhängig ist. Davon sind höchstens noch Tief- und Straßenbauunternehmen betroffen, wo es aber keine Missernten, sondern nur Zeitverzögerungen gibt. Ein Hagelschaden kann den gesamten Jahresertrag zunichtemachen. Zweitens hat sich das Preis-Leistungs-Verhältnis in den letzten Jahrzehnten sehr verschoben. Ein Zentner Getreide kostete nach dem Krieg circa 20 Mark, wofür man ein gutes Paar Schuhe kaufen konnte, und jetzt nicht einmal die Hälfte, aber die Schuhe kosten das Zehnfache. Und so ist es mit allen bäuerlichen Erzeugnissen, wenn auch die Ertragssteigerung etwas größere Ernten bringen kann. Drittens müssen wegen der gestiegenen Lohnkosten (ich erhielt 1946 für schwere landwirtschaftliche Handarbeit 20 Pfennig Stundenlohn) mehr Maschinen eingesetzt werden. Und diese sind festgelegtes Kapital, das keine Zinsen bringt, sondern nur Treibstoff- und Reparaturkosten. Das größte Handicap ist, dass diese teuren Maschinen die meiste Zeit des Jahres ungenutzt herumstehen: Ein Mähdrescher wird nur wenige Wochen im Jahr eingesetzt, selbst wenn er als Wanderobjekt in verschiedenen Reifeklimazonen eingesetzt wird, oder wenn mehrere Bauern sich die Investition teilen. Welcher Unternehmer kann und wird sich erlauben, seine Maschinen ungenutzt herumstehen zu lassen?! Deshalb sind die EU-Subventionen unbedingt nötig. Die Frage ist nur die Verteilung der Förderung, ob je Flächeneinheit, was die Großbetriebe bevorzugen würde, oder abhängig vom Ertrag und der Leistung, was höhere Preise bedeuten würde. Oder sollten die Kleinbetriebe mehr unterstützt werden? Denn diesen droht das Ende, wenn die Förderung von der Fläche abhängt.
Am besten wäre wohl eine Mischung aller Maßnahmen, die auch die Erhaltung der Umwelt und des Tierwohls berücksichtigt und an die Zukunft denkt.
Dr. agr. Ute Schmidt
Bettingen

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