Unglaubliche Verlogenheit

Die Politik hat die materielle Grundlage der Familien in den letzten Jahren durch zahlreiche neue Belastungen systematisch geschwächt, so dass immer mehr Eltern auf ein zweites Einkommen angewiesen sind.

In dieser Situation einer weitgehend von außen geschaffenen Notlage der Familien auf ein staatlich subventioniertes Betreuungssystem zu verweisen und dies dann mit dem Schlagwort "Wahlfreiheit" zu etikettieren, ist eine unglaubliche Verlogenheit. Laut einem von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten aus dem Jahre 2005 möchten die meisten Eltern ihre Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren selbst erziehen. Was aber sollen sie tun, wenn das Geld hinten und vorne nicht reicht? Ein System, das Eltern gegen ihren Willen dazu zwingt, ihre Kleinkinder zwecks eigener Berufstätigkeit fremdbetreuen zu lassen, hat nichts mit Wahlfreiheit und Selbstbestimmung, aber sehr viel mit Bevormundung und Erpressung zu tun. Dabei wäre es so einfach, echte Wahlfreiheit zu schaffen: Gebt den Familien die Milliarden-Beträge, mit denen die außerhäusliche Betreuung subventioniert wird, und lasst sie selbst entscheiden, ob sie dieses Geld für eine dann in vollem Umfang kostenpflichtige Betreuung ausgeben möchten oder nicht! Dass dieser naheliegende Weg nicht beschritten wird, zeugt von einem unglaublichen Misstrauen vieler Politiker in die Entscheidungs- und Erziehungskompetenz von Eltern. Dabei wird vergessen, dass Kinder zumindest in den ersten drei Jahren nicht Bildung, sondern Bindung benötigen - und die erfahren sie immer noch am besten in der Familie. Die bekannte schwedische Kinderbuchautorin und Pädagogin Anna Wahlgren hat gerade erst eindringlich auf die negativen Folgen der jahrzehntelangen frühkindlichen Krippenbetreuung in ihrem Land hingewiesen und an die deutschen Mütter appelliert, ihren Kindern wenigstens die ersten drei Jahre zu retten! Dem ist nichts hinzuzufügen - außer vielleicht einem ausdrücklichen Dank an den Augsburger Bischof Mixa für seinen Mut, unpopuläre Wahrheiten deutlich beim Namen zu nennen. Michael Frisch, Trier

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