Mit Erstaunen habe ich den Medien entnommen, dass der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Roos verkündet, er werde gegen die "streikenden" Milchbauern Strafverfahren einleiten. Als Bürger fragt man sich, ob die Staatsanwaltschaft Trier nichts Besseres zu tun hat und ob die Justiz in einem gesellschaftlichen Konflikt einseitig Partei gegen die Milchbauern ergreift. Als Strafverteidiger frage ich mich, ob nach dem "Massengentest" von Seiwerath die nächste unsinnige Aktion der Justiz beginnt. Alle Bürger wissen, dass die Situation der Milchbauern kritisch ist: Viele von ihnen stehen unter einem enormen Druck. Sie sind von der Politik alleine gelassen und häufig von Molkereien und Kreditgebern in die Zange genommen. Viele Betriebe überleben allein wegen der nicht mehr steigerungsfähigen Selbstausbeutung der Inhaber und ihrer Familienangehörigen. Der Abgabepreis der Milch ist oft nicht kostendeckend. Wir Bürger und Verbraucher wissen auch, wie wichtig für uns die Leistung und Versorgung durch die bäuerlichen Betriebe ist.In dieser kritischen Situation ist es in der Tat unverständlich, dass seitens der Staatsanwaltschaft eine derartige Eskalation betrieben wird. Diese Eskalation ist aber auch völlig unsinnig. Soweit ersichtlich wurden bei den friedlichen Aktionen der Milchbauern keine Schäden verursacht, niemand wurde angegriffen, niemand verletzt. Die Polizei hat allerdings auch keine Personalien der Anwesenden bei solchen Aktionen festgehalten. Geht die Staatsanwaltschaft etwa davon aus, dass die Milchbauern so dumm sind, ihre Rechte nicht zu kennen - beispielsweise das Recht zu schweigen? Wir, die Bevölkerung der Eifel, können Herrn Leitenden Oberstaatsanwalt Roos nur zurufen: "Schließen Sie gleich wieder die Akten gegen unsere Milchbauern und wenden Sie sich sinnvolleren und aussichtsreicheren Tätigkeiten zu." Wolfgang Ferner, RommersheimFachanwalt für Strafrecht milchproteste