Von Anfang an vermasselt

Zunächst bin ich grundsätzlich der Ansicht, dass eine Frau, wenn sie denn die gleiche Arbeit wie der Kollege leistet, auch entsprechend honoriert werden soll. Gibt es hier geschlechtsspezifische Abstriche und ein männlicher Kollege muss ran, dann ist es doch klar, dass eine Frau weniger in der Lohntüte hat.

Weiterhin lautete das Motto des Internationalen Frauentages "Europäisches Jahr der Chancengleichheit für alle". Das bedeutet, dass ich als Mann auch die gleichen Chancen bekommen soll. Aber wie soll das geschehen, wenn die Sache von Anfang an vermasselt ist? Ich darf als Mann im öffentlichen Dienst die Gleichstellungsbeauftragte doch erst gar nicht wählen. Zugelassen als Wähler sind nur Frauen. Inwiefern werden also Männer gleichgestellt, die ja die Gleichstellungbeauftragte gar nicht wählen dürfen? Also hat doch die Gleichstellunggerade einen Knick in Richtung Frau. Dass im Wahlvorstand auch Männer sein können und dass Frauenbeauftragte nun Gleichstellungsbeauftragte genannt werden, ist doch nur ein plumper Versuch, dieser Geschichte ein seriöses und geschlechtsneutrales Aussehen zu geben. Mich erinnert das Ganze an die Zeit vor 1919, als die Frauen zur Wahl des Reichstags nicht zugelassen waren, die Männer die Politik machten und für die Frauen mitentschieden. Genauso ist es doch heutzutage mit der Wahl zur Gleichstellungsbeauftragten: von Frauen für Frauen gewählt. Schade, seit fast 100 Jahren nix dazugelernt. Von Vorteil ist, dass ich nur ein kleiner unbedeutender Steuerzahler bin; kein karrierebewusster männlicher Politiker würde sich erlauben, zu diesem Thema (und zu vielen anderen Themen auch, wir kennen ja diese Spezies) mal eine ehrliche Meinung zu propagieren. Schade, denn diese Herren werden ja auch von Männern gewählt. Heinz-Jörg Merges, Schweich

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