Von der Kommunistin zur Demokratin

Zum Leserbrief "Edle Rächer der sozial Entrechteten" (TV vom 11. November):

Herr Meurer prangert die "moralische Verkommenheit" der SPD an und bezeichnet die Linkspartei als "Repräsentanten der Mauermörder und der SED-Diktatur". Die Moral der "Deutschen Volksparteien" richtet sich definitiv nach der Anzahl der erhaltenen Stimmen bei den jeweiligen Wahlen. Jede Partei wird mit jeder Partei koalieren, wenn sich dadurch eine Regierung bilden lässt. Das vorhergehende Geschrei, wer mit wem und wer mit wem nicht, ist dann doch Schnee von gestern. Es geht hier um die Macht und um das Geld. Zu den sogenannten Repräsentanten der SED sind einige wichtige Dinge nicht erwähnt worden.

Auch in der Bundesrepublik sind nach dem Nazi-Regime viele ehemalige Angehörige der NSDAP durch alte Seilschaften in hohe öffentliche Ämter und in die Wirtschaft gelangt. Allesamt waren sie Opportunisten.

Eines sollten wir aber sicher nicht vergessen: Unsere Bundeskanzlerin stammt doch auch aus dem angesprochenen Umfeld. Sie war während ihres Studiums und schon vorher bei der FDJ aktiv. Sie war als Sekretärin der FDJ für Agitation und Propaganda zuständig. Da sie mehrmals in die Bundesrepublik reisen durfte, musste sie vorher ihre prinzipielle Staatstreue unter Beweis stellen. Nach der Wende wurde Frau Merkel aktiv beim Demokratischen Aufbruch (DA). Nach dem Wahldesaster 1990 für die DA wurde sie dann mit dem Koalitionspartner Ost-CDU stellvertretende Regierungssprecherin. Hier wurde also aus einer überzeugten Kommunistin plötzlich eine Demokratin. Ist das kein Opportunismus? Nicht, dass ich diese "Mauschelei" gutheißen würde, aber wir sollten die Kirche schon im Dorf lassen. Die Leute von der SPD in Zusammenarbeit mit den Linken sollten auch die Gelegenheit bekommen zu beweisen, dass sie im Sinne des Volkes regieren können. Dass unsere Regierungsparteien es nicht können, haben sie ja zur Genüge gezeigt. Sie haben unser Land in immer größere Schulden gestürzt.

Karl-Heinz Brock, Schleid

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