WIRTSCHAFT

Zum Leserbrief "Mehr Macht als mit jeder Atombombe" (TV vom 12. November):

Präsident Obama muss in Peking zuschauen, wie Xi Jinping die 27 APEC-Mitgliedsländer (Pazifik-Anrainerstaaten) auf einen Fahrplan für ein großes Freihandelsabkommen einschwört, das eine beeindruckende Machtdemonstration für China darstellt, dessen Exporteinnahmen in der Region doppelt so hoch ausfallen könnten wie die der USA. Dagegen schauen wir in "old Europe" auf die blutarme Wirtschaft, vor allem in der Eurozone, die nicht genug Wachstum aufbringt, um ansatzweise die Berge von Schulden zu tilgen, die Staaten, Banken und Haushalte in den fetten Jahren angehäuft haben. Hinzu kommen die Renten-, Pensions- und Pflegeforderungen einer wachsenden alten Generation, die von demokratischen Politikern mit mehr Renten bedient werden, gegenüber einer schnell schrumpfenden jungen Population, die längst gemerkt haben muss, dass der Generationsvertrag nichts mehr wert ist. In dieser Situation sollen wir alles tun, um ein faires Freihandelsabkommen mit den USA zu erreichen. Mit Freihandel ist gemeint, dass die Länder ihre Vorteile (günstiger Standort, innovativer Vorsprung) nutzen und günstiger ohne Zölle exportieren. Deutsche Firmen sind seit langem in den USA gut vertreten und würden ihre Position noch weiter ausbauen. Es wäre natürlich ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Aber was für Ängste bis zu wüsten Verschwörungstheorien werden geschürt, statt unsere wirtschaftliche Situation nüchtern zu betrachten. Jetzt schon werden gewisse Dienstleistungen im öffentlichen Bereich zusehends von privaten Firmen ausgeführt, weil einfach Geld, etwa in den Kommunen, gespart werden muss. Ohne einen Anschub für das alte Europa werden wir erleben, dass mehr sich ändert als uns recht ist. Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) war vor einigen Wochen erstaunt, dass so viele Menschen so viele Spekulationen anstellten über ein Dokument, das ihnen noch nicht bekannt ist. Frau Dupré schreibt in ihrem Leserbrief, der Vertragstext werde erst in fünf Jahre bekannt. Grund genug, um aus einem Chlorhühnchen eine Atombombe zu machen. Peter Oldfield, Mertesdorf

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