Weil du in Deutschland lebst, musst du früher sterben

Zum Thema "therapeutisches Klonen" diese Zuschrift:

Es ist keine Frage, das reproduktive Klonen von Menschen wird zu Recht abgelehnt. Aber warum wehrt man sich in Deutschland so gegen das therapeutische Klonen, obwohl viele Länder die Forschung auf diesem Gebiet fördern? Natürlich sind auch die Kirchen dagegen. Aber ihnen ist die Frage zu stellen, ob es christlich ist, wenn man schwer kranken Menschen eine Hilfe verweigert, die auf Grund des technischen Fortschritts möglich wäre. Als Objekte kämen ja nur Embryonen in Betracht, die zum Beispiel bei künstlicher Befruchtung überzählig sind und womöglich im Mülleimer landen. Ab wann (gezählt ab der Vereinigung von weiblicher Ei- mit männlicher Keimzelle) ein Embryo als Mensch zu betrachten ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. In Israel etwa soll das Alter von 40 Tagen gelten. Es erscheint geradezu grotesk, dass es noch immer Abtreibungen nach zwölf oder mehr Wochen gibt, während man Tage alte Embryos tabuisiert. Kürzlich wurden auf europäischer Ebene Möglichkeiten zur Forschung auf dem Gebiet des therapeutischen Klonens genehmigt. Warum verschließt sich hierbei Deutschland? Eine Minimalforderung wäre, dass der Stichtag, von dem an die Verwendung später gezeugter, importierter Embryonen nicht mehr zulässig ist, verschoben würde, das heißt, dass man den Stichtag vom 1. Januar 2002 auf den 1. Januar 2007 verlegen würde. Der Gipfel ist, dass man Deutsche, die sich im Ausland an der Embryonenforschung beteiligen, bestrafen will. Das ist ein Affront gegen die europäische Einheit. Dieser Paragraf sollte unbedingt gestrichen werden. Können wir Deutsche es uns weiterhin leisten, uns selbst bei der Forschung auf diesem Gebiet zu behindern? Andere Länder werden uns bald weit voraus sein, und es könnte eines Tages heißen: Weil du in Deutschland lebst, musst du früher sterben. Wenn am 9. Mai dieses Thema im Bundestag zur Sprache kommt, können wir nur hoffen, dass bei einer Abstimmung die "Fundamentalisten" unterliegen.Karl-Erich Bautzmann, Traben-Trarbach forschung

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