Weiße Turnschuhe

Als Grundschulkind bin ich oft am Wochenende mit meiner Familie zum Haus Kobenbach gefahren. Nach einem Spaziergang und dem Pflücken von bunten Blumensträußen, mit denen wir das Maialtärchen oder das Wohnzimmer schmückten, sind wir beim Haus Kobenbach eingekehrt.


Wir erfreuten uns an unserer Limonade, und das war schon etwas ganz Besonderes. Im Wald hatten meine Geschwister und ich eine kleine Höhle, in der wir "Vater, Mutter, Kind" spielten, während die Erwachsenen sich unterhielten.
Wenn ich genug hatte, ging ich ins Gartenlokal und räumte die Tische der Gäste mit ab, was mir großen Spaß machte. Eines Sonntags saß ein einzelner, fein gekleideter Herr an einem Tisch und lächelte mich an: "Das machst du aber schon sehr schön. Alle Achtung!"
Er stellte Fragen, und ich gab freundlich Antwort. Zum guten Schluss wollte er wissen, ob ich einen Wunsch hätte. "Am liebsten hätte ich ein Paar weiße Turnschuhe. Meine Mutter kauft immer diese langweilig blauen, weil weiße Turnschuhe viel zu schnell schmutzig werden. Aber ich würde gut darauf aufpassen." Er schmunzelte und wollte wissen, wie ich heiße und wo ich wohne.
Eine Woche später kam ein Päckchen für mich an. Meine Mutter und ich waren höchst erstaunt. Ich öffnete das Päckchen, und ein Paar weiße Turnschuhe in Größe 35 strahlten mich an. Auf einer Karte bedankte sich der feine Herr ganz herzlich für die nette Unterhaltung. Er war der Chef der Romika Schuhfabrik. Ich war überglücklich und passte sehr auf meine weißen Turnschuhe auf.
In meiner Schüler- und Studentenzeit habe ich im Café und Restaurant gearbeitet, und vielleicht war es der feine Herr, der mich dazu animierte. Diese Arbeit hat mir immer viel Freude gemacht, und Schuhe mag ich immer noch sehr gerne.

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