Weniger Theorie, mehr Praxis

Zum Artikel "Mutigen Einsatz mit dem Leben bezahlt" (TV vom 14. September):

Der aktuelle Vorfall im Münchner Nahverkehr, bei dem ein 50-Jähriger von jungen Männern totgeprügelt wurde, sowie der Fall im vergangenen Jahr, als ein Rentner von zwei Jugendlichen umgebracht wurde, haben gezeigt, dass Zivilcourage zwar wichtig ist, jedoch auch sicher sein muss.

Es ist eine Tragödie, wenn jemand, der sich couragiert für andere einsetzt, selber im Anschluss zum Opfer wird.

Das Problem liegt jedoch nicht ausschließlich bei den Tätern, wie die Politik es wahlkampftechnisch für sich instrumentalisiert. Auch die Helfer beziehungsweise Opfer sind ein Mosaikstein in dieser Geschichte, wobei ich bewusst nicht von Schuld der Opfer spreche, sondern vom Setzen einer Mit-Ursache.

Gewaltprävention und Nothilfe sind nicht ungefährlich und sollten professionell geübt sein. Meine langjährige Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, den Grundstein bereits in Kindertagesstätten und in Grundschulen zu legen, damit die Kinder mit einer natürlichen Helferkompetenz aufwachsen.

Der Staat hat es bisher versäumt, ein taugliches bundeseinheitliches Programm für Schulen zu entwickeln, welches zu einem flächendeckenden Helfernetzwerk führen könnte.

Leider wird an den Schulen kostbare Zeit und Geld verschwendet, um kurzfristige "Pseudo-Gewaltprävention" und reine "Streitschlichter-Arbeitsgemeinschaften" zu installieren. Diese Mittel tragen aber leider nicht den Erfordernissen des heutigen Schüleralltags im Umgang mit tätlicher Gewalt Rechnung, da sie zu theoretisch sind. Gefragt sind hier Schulleiter und Elternvertreter, die sich ernsthaft um die regelmäßige Installation einer professionellen, praxisorientierten Gewaltprävention an ihrer Schule bemühen sollten.

Constantin Mock, Bündnis gegen Gewalt, Trier

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