Wer bremst, verliert

Die Umweltminister haben der EU eine 20 Prozent-Reduktion der CO2-Emissionen verordnet. Motto: Nein, so wie bisher können wir nicht weitermachen! Auch wenn es richtig weh tut, wenn die anderen nicht mitmachen, dann gehen wir eben mit gutem Beispiel voran.

Ach ja, als Grundwert nehmen wir nicht den von heute, sondern den des Jahres 1990. Die Presse druckt es ab, die Nachrichten senden es, und Europa ist beruhigt - nur ganz selten liest man kritische Kommentare zu der Auswahl des Jahres 1990. Wieso ausgerechnet 1990? Ganz einfach: weil 1990 noch die ganzen ineffizienten Produktionen in den östlichen neuen Mitgliedsgebieten massenhaft CO2 in die Luft pusteten und seitdem nach und nach stillgelegt wurden. So praktizieren wir in der EU seit 17 Jahren Klimaschutz. Heute sind wir schon bei 15 Prozent Reduktion - ganz ohne jede Anstrengung oder Einschränkung. Das Spiel der Mächtigen auf dem G8-Gipfel in Potsdam erinnert mich an eine Schussfahrt im Radsport: Wer bremst, verliert. Wenn die Politiker nichts unternehmen, dann müssen es andere tun. Die Psychologie erklärt, warum ein Unfallopfer an einer mäßig befahrenen Straße mehr Chancen hat als an einer viel befahrenen. Jeder Vorbeifahrende denkt, der Vordermann hat nicht angehalten, dann muss ich das auch nicht, der nächste soll sich kümmern. Einer schiebt die Verantwortung auf den anderen. Geradezu zynisch erscheinen mir die Kommentare aus der Auto-Industrie, als wären die Autos nicht ständig schwerer und schneller geworden. Es wird Zeit, dass jeder einzelne seine Umwelt-Verantwortung erkennt und klimafreundlicher handelt. Bezahlbare Möglichkeiten weit über echte 20 Prozent hinaus gibt es mehr als genug. Harald Thielen-Redlich, Nimshuscheid

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort