Wie im Mittelalter

Zum Leserbrief "Marx hat viel bewegt" (TV vom 22./23. Dezember):

Bischof Marx vertritt kompromisslos die harte Linie seines Freundes, des jetzigen Papstes Ratzinger, einst oberster Glaubenswächter im Vatikan. Man kann Marx zu Recht einen Hardliner römischer Glaubenslehre nennen. Seine Predigten sind gut, was er predigt, sollen die Christen tun, nur er selbst hält sich nicht daran. Bei einem Gottesdienst am 1. Dezember 2006 in Aachen hat Marx die Gläubigen unter anderem zu ehrlicher Toleranz aufgerufen. Er selbst übte diese Toleranz nicht. Ein Schlichtungsverfahren und ein Gespräch mit Gotthold Hasenhüttl, dem er aufgrund eines zelebrierten Gottesdienstes in der evangelischen Berliner Gethsemane-Kirche Verstöße gegen kirchenrechtliche Normen vorwarf, lehnte er ab. Der Bischof forderte bedingungslose Reue und blinden Gehorsam. Inquisitorische Maßnahmen wie im Mittelalter, sonst würde ihm die Lehrerlaubnis an der Universität in Saarbrücken entzogen.Der Papst Benedikt XVI. selbst hat bei der Totenmesse für Johannes Paul II. dem evangelischen Begründer der ökumenischen Taizé-Gemeinschaft, Frere Roger, die Kommunion gereicht. Für solch eine Tat wurde Hasenhüttl im Dezember 2004 vom Priesteramt suspendiert - welch eine Doppelzüngigkeit. Aber der Papst ist unfehlbar. Bischof Marx entfacht durch seine Medienauftritte eine ungeheure Dynamik zugunsten der eigenen Selbsterhaltung. Marx, der von der Religion gut lebt, der sich aufgrund der vermeintlichen Nützlichkeit der Kirche für den Staat von diesem aushalten lässt mit monatlich etwa 9000 Euro. Es zahlt ja nicht die Kirche, sondern der Staat von unseren Steuern. Er lebt kostenfrei in Residenzen, in Zukunft gar in einem Palast. Er hat in all den Jahren seine Karriere vorausgeplant, indem er wie Ratzinger, reaktionär und mit einer Dogmatik, die wirklichkeitsfremd ist, gewirkt hat. Dieses Wirken hat dem Ansehen der Katholischen Kirche und den sie vertretenden Hierarchien erheblichen Schaden zugefügt. Jetzt wird er Erzbischof von München. Dort wo sein Freund, der jetzige Papst, in den Jahren 1977 bis 1982 als Kardinal gewirkt hat.Wolfgang Schmitt, Trier katholische kirche

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort