... und schon kommt ein Esel und frisst es wieder auf

Zum Artikel "Teure Nachlässigkeit" (TV vom 26. April):

Bei der Lektüre dieses Artikels ist mir zuerst der Umfang aufgefallen. Da wird ein Justizbeamter wegen seines Fehlverhaltens zu einer Schadensersatzleistung verdonnert, wobei der Bericht darüber meines Erachtens mit zehn Zeilen hätte abgehandelt werden können. Nein, da wird in quotenheischender Boulevardmanier ein Riesenbericht darum herumgeschrieben, den man mit der Überschrift versehen könnte: "Alte Wunden brechen wieder auf" oder besser "endlich ist ein wenig Gras über die ganze Agovic-Geschichte gewachsen und schon kommt ein Esel und frisst es wieder auf". Oder wie soll ich diesen Bericht bewerten? Durch ständige Wiederholung altbekannter und oft im TV berichteter Tatbestände wird die Angelegenheit nicht aktueller beziehungsweise besser. Im Gegenteil, dem Täter wird hier, trotz seiner in der Vergangenheit zutiefst verbrecherischen Taten, wieder eine Bühne geboten, bei der man sich fragt: "Und wer spricht von den Opfern?" Gibt es eigentlich speziell zu diesem Fall keinen Respekt mehr? Wer denkt an die Mutter, der der Sohn genommen wurde. Wer kann mitfühlen, was sie denken muss, wenn sie diesen Artikel liest?So auch, wenn der Oberstaatsanwalt verlauten lässt, er gehe davon aus, dass Agovic noch hinter Schloss und Riegel sitzt. Die Republik Montenegro ist nach meiner Kenntnis Mitglied der Vereinten Nationen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Also kann mir keiner erzählen, man könnte nicht dezidiert, zumindest unter Kollegen, recherchieren, ob dieser nun noch sitzt oder nicht. Oder wer denkt an die damaligen Mitarbeiter und Eigentümer des Tropical in Konz. Posttraumatische Belastungsstörungen gab es auch hier. Entschädigung dafür? Pustekuchen. Angst, dass die beiden Ausbrecher während ihres Ausbruchs noch einmal das Tropical aufsuchen würden, ließen den Kundenzuspruch auf Null sinken. Daraus resultierende erhebliche wirtschaftliche Schäden erzwangen nicht nur nervliche, sondern auch gesundheitliche Belastungen kaum nachfühlbaren Ausmaßes. Entschädigung dafür? Mir nicht bekannt!Diese Art der Berichterstattung informiert wenig, lässt die Täter hochleben und belastet die Betroffenen.Peter Voss, Konz justiz

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