Denkmal für den ersten Dichter der Eifel

Trier · Ute Bales hat sich erneut auf Spurensuche in der Eifel begeben. In ihrem dritten Roman widmet sich die Schriftstellerin nun Peter Zirbes - einem Poeten, missverstanden, verstoßen und erst posthum zum "ersten Dichter der Eifel" gekrönt.

Als Peter Zirbes Anfang 1825 im Eifeldorf Niederkail (Kreis Bernkastel-Wittlich) zur Welt kommt, scheint sein Lebenslauf vorherbestimmt. In bittere Armut geboren, soll der Junge in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten, die sich als fahrende Händler mehr schlecht als recht über Wasser halten. Doch Peter ist ein elendes Geschöpf, klein, mager und immer wieder von heftigen Fieberschüben wochenlang ans Bett gefesselt. Im Wesen sanft und weich, bisweilen sogar absonderlich, entwickelt der Junge schon früh eine besondere Liebe zur Natur und zur Sprache.

Er beginnt zu dichten - was ihn in den Augen der übrigen Eifelbewohner schnell zum Sonderling macht. Seine Versuche, die eigenen Talente weiter auszubilden, bleiben aufgrund seiner Herkunft erfolglos. "Dat Schulgehn braucht der net. Krank ist er auch allbeständig", erklärt seine Mutter dem Lehrer. Zwar darf Peter am Ende doch die Dorfschule besuchen, aber als man dort sein Talent erkennt und ihn auf die Polytechnische Schule nach Berlin schicken will, machen die Eltern den Plänen mit den Worten "Hier weißte doch, wat du hast. Und den Hausier kannste nirgendwo besser lernen" ein Ende.
Getrieben von der Liebe zur Landschaft

In dieser derben Welt der Händler und Hausierer, der Märkte, des Drecks und der Armut, in der Zeit der Auswanderer, der sozialen Veränderungen und Revolten wird Peter Zirbes seine Liebe zu den schönen Künsten zum geistigen Hafen. Er findet Freunde und Förderer - und bleibt doch in der Heimat ein verfolgter Außenseiter. Statt der Eifel, die ihm so argwöhnisch gegenübersteht, endgültig den Rücken zu kehren, kommt er immer wieder zurück, getrieben von der unumstößlichen Liebe zur Landschaft und der Pflicht der Familie gegenüber.

Ute Bales zeichnet in ihrem Roman ein vielschichtiges Bild der Eifel und der damaligen Zeit. Die Schriftstellerin, die in Borler (Landkreis Vulkaneifel) geboren und in Gerolstein aufgewachsen ist, tritt ihren Landsleuten nicht mit dem erhobenen Zeigefinger entgegen, sondern schildert unaufgeregt und ohne Wertung das Leben der kleinen Leute. Sorgfältig recherchiert, ist der Roman eingebettet in die historischen Gegebenheiten des 19. Jahrhunderts und mit reichlich Lokalkolorit gespickt. Ute Bales ist ein Roman auf Augenhöhe gelungen, der Peter Zirbes, dem ersten Dichter der Eifel, ein würdiges Denkmal setzt, ohne die alltäglichen Sorgen seiner Mitmenschen außer Acht zu lassen.

Ute Bales: Peter Zirbes, Rhein-Mosel-Verlag, 456 Seiten, 22,80 Euro, ISBN 978-389801-048-1

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