Am léifste gesinn ech dech vun hannen

Trier · Wer freundlich ist, wird auch schnell als lieb eingeschätzt, zumal im familiären, persönlichen Rahmen. Auf Luxemburgisch kommen Sie da mit dem Begriff léif (lieb) weiter.

Doch Achtung: Sofern das Wort in Redewendungen benutzt wird, kann es auch in übertragenem Sinne, ironisch oder auch gegenteilig gemeint sein.

Beispiel für Ironie:
'T sin déi léifste Kanner vun der Welt.
Das sind die liebsten Kinder der Welt.

Dat léift Geld, an dat soll än nët gär hun!
Das liebe Geld, das soll mal einer nicht gern haben!

A wat huet der de ganze léiwe laangen Dag gemacht?
Und was habt Ihr den lieben langen Tag gemacht?

Besonders drollig:
E war léif.
Er war betrunken.

Wird der Begriff wörtlich verwendet, so meist in der Anrede oder in der genaueren Beschreibung. Beispiele:
dir léif Leit
ihr lieben Leute

dir méng léif Kanner
meine lieben Kinder

e léift Dickelchen
ein liebes Mädchen

Dat as léif vun Iech!
Das ist lieb von Ihnen!

Sëf esou léif a géi mer dat sichen.
Sei so lieb und geh mir das holen.

'T as mer méi léif wéi alles.
Das ist mir lieber als alles andere.

Am léifste gesinn ech dech vun hannen.
Wörtlich: Am liebsten sehe ich Dich von hinten. Übertragen: Ich kann dich nicht ehen.

In Ausdrücken des Erstaunens:
Du léiwer Gott!
Du lieber Gott!

Du léiwer Himmel!
Du lieber Himmel!

Und eher abwertend:
Mäi léiwen Här!
Mäi léiwen Alen!

Mäi léiwe Mann!
Auf Deutsch etwa: Mein lieber Herr Gesangverein!

In einer Ansprache: Dir méng Léif! Méng léif Leit!
Meine Lieben!

Besonders auffällig im Luxemburgischen ist, dass es zwar für Liebling (Léifchen) eine Bezeichnung gibt, dass es auch üblich ist, dass sech léif dréckt (man sich feste drückt), es aber keine wörtliche Übersetzung des deutschen "Ich liebe Dich" gibt. Das gilt übrigens auch für die moselfränkischen Dialekte in Eifel und Hunsrück. Da heißt es dann lapidar im Lëtzebuergeschen: Ech hun dech gär! Ich liebe dich!

Mehr aus dem Lëtzebuergeschen gibt es im Buch "Luxemburger Allerlei - Wissenswertes für Anfänger und Fortgeschrittene". Das Buch ist im Handel und im TV-Shop erhältlich. Der Titel: Sabine Schwadorf: "Luxemburger Allerlei", Verlag Michael Weyand, 14,80 Euro.

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