Die Kampfeslust des Präsidenten

Landtagspräsident Joachim Mertes hat viele Jahre lang die SPD-Landtagsfaktion geführt und Ministerpräsident Kurt Beck im Parlament den Rücken freigehalten. Er gilt als versierter Rhetoriker, der dem politischen Gegner bissig in die Parade fahren kann.

Dieser Tage fletscht der Tiger nach langer Zeit mal wieder die Zähne. Diesmal erregt aber nicht wie üblich die CDU seine Kampfeslust, sondern die eigene SPD.

Die Landtagsfraktion erdreistet sich, in einem Revier zu wildern, das Mertes als sein eigenes betrachtet. Es geht um den Posten des Landtagsdirektors. Noch hat Sozialdemokrat Lars Brocker diesen inne, wird aber vor-aussichtlich im Juni als frisch gewählter oberster Richter des Landes sein neues Amt antreten.

Darum, wer dem 44-Jährigen nachfolgen soll, wird hinter den Kulissen gerungen. Als aussichtsreichster Kandidat gilt CDU-Mann Paul Glauben (55), seit 20 Jahren in der Landtagsverwaltung aktiv und Leiter des wissenschaftlichen Dienstes.

Doch in der SPD-Landtagsfraktion gibt es Widerstand. Hinter vorgehaltener Hand wird gemäkelt, Glauben sei ein strammer Parteigänger, habe zum Beispiel als Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm kandidiert. Christdemokraten weisen den Vorwurf entrüstet zurück. Auch Joachim Mertes hat nach eigenem Bekunden noch keine Anzeichen dafür entdeckt. Gleichwohl denken die Sozialdemokraten über eine Ausschreibung der Stelle nach. Sie wollen den Posten offenbar nicht ohne Not einem CDU-Mann überlassen.

Der Landtagspräsident hat dazu seine eigene Meinung. "Diese Stelle ist noch nie ausgeschrieben worden", sagt Mertes. Er werde sich wie gewohnt mit seinem Vorstand, also den drei Vizepräsidenten, zusammensetzen. Nach einer Pause folgt, begleitet von einem listigen Lächeln, noch ein Satz: "Und falls ausgeschrieben werden sollte, wird es am Ende doch das richtige Ergebnis geben." Ob er Glauben oder einen anderen meint, lässt Mertes offen. Frank Giarra

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