Mensch...Markus Lanz!

Das haben Sie wirklich sauber hingekriegt: Neun Monate „Wetten, dass ...?“ unter Ihrer Leitung, und die Sendung ist auf einem derartigen Niveau angekommen, dass nicht einmal der beste Limbo-Akrobat der Welt darunter hindurchtanzen könnte.

Früher kamen Stars wie Elton John. Gut, der trägt ein Toupet. Aber er konnte singen. Heute trällern Leute, die Tim Toupet heißen, aber weder singen können noch sonst irgend etwas. So wie die anderen Mutanten vom Ballermann: Jürgen Drews, so unvermeidlich wie die Mückenplage nach einem Hochwasser. Oder dieser Schamhaar-Barde Mickie Krause, dessen Lieder jeder bessere Karnevalsverein auf die Zeit nach Mitternacht verbannt, weil erst dann der Alkoholpegel so hoch ist, dass man sie aushalten kann. Apropos: Wo war eigentlich der Wendler? Und die Katzenberger? Und vielleicht noch der eine oder andere Haupt-Akteur aus "Bauer sucht Frau" oder dem Dschungelcamp?
Offensichtlich ist es doch so, dass Sie und Ihre Redaktion Ihre Quote mit den gesammelten Kreaturen aus dem Affenzirkus des privaten Unterschicht-Fernsehens aufbessern wollen. Cindy aus Marzahn ist da genau der richtige Ansatz, und die Geissens, deren Wohlstand sich umgekehrt proportional zu ihrem Intelligenzquotienten verhält, gehören schon lange auf den besten Samstagabendplatz der öffentlich-rechtlichen Unterhaltung.
O pardon, ich habe völlig vergessen, dass Sie auch Kultur im Programm hatten: Ein des Deutschen ohnmächtiger schottischer Schauspieler aus der zweiten Reihe Hollywoods radebrechte sich durch einige Sätze aus Goethes Erlkönig, nachdem er sich zuvor einen Eimer Eiswürfel in die Unterhose gekippt hatte. Soll noch einer sagen, im deutschen Fernsehen gebe es keine Bildung.

Und Sie, Herr Lanz, stolpern durch die Sendung, finden alles sen-sa-tio-nell, freuen sich, wenn Stefan Raab Werbung für den von ihm erfundenen Duschkopf macht - und sind nicht einmal in der Lage, einer nervigen Publikums-Tussi die Regeln einer Wette beizubringen. Wie würden Sie selbst wahrscheinlich sagen: un-ter-ir-disch.
Gab's denn nicht irgendwas Gutes an diesem Abend? Oh doch: die lausige Einschaltquote. Offenbar schrumpft der Anteil von Zuschauern, die sich stundenlang vor dem Fernseher fremdschämen wollen. Noch ist also Hoffnung.

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