Mensch... Rüdiger Grube!

Von Ihrem Chaotenladen namens Deutsche Bahn ist man ja einiges gewöhnt. Verspätungen, lausigen Service, schlechte Verbindungen, verpasste Anschlüsse, miserable Kommunikation, debakulöses Fehlermanagement. Geschenkt.

 Der Vorsitzende der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, sprichtiim Rahmen der Deutsche Bahn Halbjahres-Pressekonferenz in Berlin.

Der Vorsitzende der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, sprichtiim Rahmen der Deutsche Bahn Halbjahres-Pressekonferenz in Berlin.

Foto: Rainer Jensen (dpa)

Wenn man sich an eine chronische Krankheit lange genug gewöhnt hat, tut sie meistens gar nicht mehr so weh. Und in unseren moselanischen Gefilden hat man jede Hoffnung auf Besserung eh schon seit Jahren aufgegeben.
Aber selbst der ärgste Skeptiker in Sachen Bahn hätte wohl kaum für möglich gehalten, was sich dieser Tage in Mainz abspielt. Sie werden das in Ihrer Konzernzentrale im fernen Berlin nicht wissen, aber Mainz ist kein Dörfchen im Westerwald, sondern die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz. Das ist eines von diesen Provinz-Bundesländern, mit denen Ihr Weltunternehmen am liebsten nichts mehr zu tun hätte.
Diese Woche fahren abends die Fernzüge am Bahnhof Mainz vorbei, weil im dortigen Stellwerk kein Personal da ist, um die Weichen zu stellen. Ein Teil der Belegschaft sei im Urlaub, ein Teil krank, so die - man mag es kaum glauben - offizielle Begründung der Bahn. Das sei nicht so tragisch, die Züge fielen schließlich nicht aus, sondern würden nur umgeleitet.
Bitte? Noch alles klar im Oberstübchen? Mit welchem Unternehmen haben wir es hier zu tun? Mit der Eifel-Querbahn? Der Rügen'schen Bäderbahn? Dem Rasenden Roland? Oder mit einem der größten deutschen Konzerne, samt 300.000 Mitarbeitern und, nebenbei bemerkt, eineinhalb Milliarden Euro Jahresgewinn.
Jede Frittenbude sorgt dafür, dass es auch in der Urlaubszeit genügend Vertretungspersonal gibt, damit der Currywurst-Verkauf nicht lahmt. Eine Tageszeitung hat selbstverständlich auch in Wochen einen Sportteil, in denen Sportredakteure Urlaub machen. Und noch das popeligste private Busunternehmen holt seine Kunden da ab, wo es im Fahrplan steht. Und nicht da, wo es gerade am besten passt.
Also mit Verlaub, Herr Grube: Ich nehme mir einfach mal heraus, Ihr Unternehmen als Saftladen zu bezeichnen. Wie? Das sei eine Beleidigung? Recht haben Sie. Das ist eine Beleidigung - für jeden gut sortierten und halbwegs ordentlich geführten Getränkefachhandel.

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