Mensch ... .Matthias Sammer!

Was machen Sie denn da? Seit Jahrzehnten sind wir an die Granteleien von Uli Hoeneß bei Bayern München gewohnt. Und jetzt kommen Sie und stänkern dermaßen herum, dass einem Uli, die alte Spaßbremse, schon fast wieder sympathisch vorkommt.

Dass Sie zum Lachen in den Keller gehen, ist ja nix Neues. Aber nach vier Siegen und einem Unentschieden in der Bundesliga ein großes Gejammer über die Leistungsverweigerung Ihrer Profis anzustimmen, das ist selbst für Ihre Verhältnisse schon ziemlich schräg.
Wenn es hierzulande einen Wettbewerb um die sauertöpfischste Miene gäbe, dann gehörten Sie neben Karl Lagerfeld und Rach, dem Restaurant-Tester, zu den absoluten Favoriten. Irgendwie schauen Sie immer so drein, als wären Sie der Image-Berater von Peer Steinbrück oder der Schneider von Angela Merkel. Wie ein Mann auf verlorenem Posten halt.

Dabei zittert die ganze Liga vor den haushoch überlegenen Bayern, während Sie als misslaunige Kassandra herumnörgeln und virtuelle Alarmglocken läuten. Genauso gut hätte der Seehofer-Horst nach seinem Wahlsieg am Wochenende erst einmal seine Partei zusammenstauchen können, weil sie nur die absolute, nicht aber die Zweidrittelmehrheit gewonnen hat. Nun haben Bayern zugegebenermaßen im Fußball wie im Rest des Lebens eine gewisse Tendenz zur Selbstüberschätzung, aber für diese Art von Größenwahn muss offenbar erst ein gebürtiger Sachse kommen.

Immerhin haben Sie eines geschafft: Ausgerechnet der autoritäre Papa Hoeneß fühlt sich genötigt, seine Schützlinge gegen Sie zu verteidigen. "Der Feind sitzt draußen, nicht bei uns", belehrte er Sie kühl. Und Profis seien schließlich auch nur Menschen: "Wenn nur noch Roboter auf dem Rasen stehen, macht Fußball keinen Spaß mehr".

Hoeneß als Fußballweiser und humanistischer Philosoph: Das hinzukriegen, lieber Herr Sammer, ist zugegebenermaßen eine Leistung, die über einen Sieg in der Champions League weit hinausragt. Dieter Lintz

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