Mensch ... Wladimir Putin

Na, ist das ein schönes Gefühl, wenn man abends ins Bett geht und so ein paar popeligen Ukrainern mal gezeigt hat, wo der Hammer hängt? Auch wenn bei denen ein Boxweltmeister in der ersten Reihe steht: Alles kleine Fische gegen Zar Wladimir, den Allergrößten. Zugegeben, die Inszenierung war noch nicht ganz perfekt.

Eigentlich hätten Sie halbnackt zu Pferde auf der Krim einreiten müssen, flankiert von ein paar handgejagten Tigern. Live übertragen vom russischen Staatsfernsehen. Im Schlepptau die Stichwortgeber und Ministerial-Lakaien, mit denen Sie sich bei Ihren amtlichen Terminen so gerne umgeben. Das hätte doch ideal gepasst.

In Sotschi haben Sie gerade noch die Schlussfeier des Treffens der Jugend der Welt für sportlichen Vergleich und Völkerverständigung, kurz Olympia, mit Ihrer Anwesenheit geadelt, zwischendurch flott ein paar Kritiker ins Arbeitslager expedieren lassen, um passend für den Beutezug auf der Krim wieder am Start zu sein.

efühl für Timing kann Ihnen jedenfalls niemand absprechen. Wie, das mit dem Beutezug habe ich falsch verstanden? Ach so, Sie leisten nur Notwehr für existenzbedrohte russische Minderheiten, die um Hilfe gebeten haben. Dann wollen wir doch mal hoffen, dass sich die Einwohner der russischen Kolonie Alexandrowka in Potsdam nicht auch bedroht fühlen und um Hilfe rufen. Potsdam, das kennen Sie bestimmt noch, aus Ihrer Zeit als kleiner KGB-Apparatschik in der ehemaligen DDR.

Klein sind Sie ja geblieben, jedenfalls im engeren Sinn des Wortes. 1,68 Meter sollen Sie groß sein. Ähnlich wie Berlusconi oder Sarkozy. Warum fallen einem da immer wieder alle Klischees über die durch Großmannssucht kompensierten Komplexe kleiner Männer ein? Immerhin: Stalin war noch ein paar Zentimeter kleiner. Vielleicht bleibt uns da das Schlimmste erspart.

Wenn ich Ihre hochgewachsenen Widersacher auf unserer westlichen Seite sehe, fällt mir außer Prinzip Hoffnung aber auch nicht viel ein. Die haben die Krim schon längst abgeschrieben und machen sich schon in die Hose, wenn sie das Wort "Sanktionen" nur in den Mund nehmen müssen. Natürlich kann niemand ernsthaft einen Krieg wollen, aber die vereinigte US-europäische Wirtschaftsmacht sollte sich doch wohl in der Lage sehen, dem ökonomisch wackligen Russland die Daumenschrauben anzulegen und so einen halbwegs respektvollen Umgang mit dem Völkerrecht abzunötigen.

Da grinsen Sie nur, Herr Putin, und warten erstmal in Ruhe ab, ob die Steinmeiers, Hollandes und Obamas außer Hühnerhaufen-Getöse irgendwas Zählbares zustande bekommen. Ich fürchte, Sie grinsen am Ende immer noch. Dieter Lintz

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