Tradition oblige

Manches ist einfach schön, weil es bleibt, wie es war. Dazu gehört in Luxemburg das Oktavmäertchen in der Hauptstadt.

Bei dem seit jeher beliebten Jahrmarkt mit all seinen Traditionen gehören Backfisch und Moselwein einfach dazu. Luxemburgs früherer Premierminister Jean-Claude Juncker lud immer die wichtigsten politischen Journalisten zum Fischessen aufs Mäertchen ein. Die wichtigsten waren es schon deshalb, weil sie immer freitags dem sogenannten Briefing aus dem Ministerrat beiwohnen durften, in dem Juncker in der Regel erklärte, was er und die Regierung Schönes geleistet oder noch vor hatten. Das war nicht immer einfach, deswegen gab es einmal im Jahr Fisch und Wein für alle. Juncker aß meist Bratwurst und trank ein Bier dazu, das war sein Markenzeichen. Diese Woche war Xavier Bettel mit Einladen dran, Chef der Dreierkoalition, mit der er vor zwei Jahren die traditionsreiche große Koalition stürzte. Mit den Politikjournalisten am Tisch saßen dieses Mal auch andere Minister, nicht nur der Regierungschef. Tradition verpflichtet, aber man darf auch ein wenig erweitern - und vielleicht neue Traditionen begründen! Juncker in Brüssel kümmert sich derweil um Größeres und wünschte sich gerade öffentlich, dass die NSA-Affäre in Deutschland schnell beendet wird. Die deutsche Regierung solle sich erklären … Aus eigener Erfahrung weiß der EU-Kommissionspräsident wie schwierig es ist, Geheimdienste zu kontrollieren, schließlich hat eine solche Affäre ihn am Ende seinen Kopf als Regierungschef in Luxemburg gekostet. Wer bei Geheimdiensten wann was weiß? Man weiß es nie so richtig …

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