Trauer und Tränen

Es war eine äußerst unlustige Woche. Mittwochmittag war ich essen - mit zwei alten Freunden und Kollegen, nichtsahnend. Den Rest des Tages verbrachte ich tief versunken in Arbeit, und abends mailte meine französische Chefin, sie sitze auf dem Berliner Flughafen und schaue die Bilder vom Attentat in Paris an. Sie verstehe die Sprache zwar nicht, aber die Bilder seien schon furchtbar genug.

Welches Attentat? Was war überhaupt geschehen? Kurz darauf wusste ich auch Bescheid. Es war grausam, mehr noch: unfassbar. Ein Massaker in der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo mit zwölf Toten. Mittlerweile sind auch die Attentäter tot.

Als ich nichtsahnend mittags beim Italiener Pizza mit Rosé (macht man so in Luxemburg) genoss, sprach Premierminister Xavier Bettel gerade, genauso nichtsahnend, zum Neujahrsempfang für die Presse die üblichen salbungsvollen Worte an die Luxemburger Kollegen. Am Tag danach schon sollte er Zeuge sein, wie mehr als 1000 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung auf der Place Clairefontaine in der Hauptstadt zusammenkamen. Tränen in den Augen hatte er, der Herr Regierungschef.

Und er war nicht der Einzige … auch die Luxemburger Kollegen waren geschockt, "wie gelähmt", sagte der Präsident des Presserats.

Aber auch in Deutschland war plötzlich alles anders: Die Kollegen von Zeit online schrieben in einem Kommentar, dass ihnen die verglasten Außenwände in Berlin nun beinahe Angst machten, Polizisten mit Maschinenpistolen dagegen ein Gefühl der Sicherheit vermittelten. Die Welt war kurze Zeit durcheinander, aus den Fugen geraten. Sie wird sich wieder fangen, aber bewusster. Das Denken wird sich ändern, wenigstens ein bisschen. #jesuischarlie

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