Zu gut für diese Welt

Harte Schale, weicher Kern. So bin ich. Ich kann austeilen und tüchtig über andere lästern. Das habe ich ja an dieser Stelle schon oft genug unter Beweis gestellt. Aber im Grunde meines Herzens bin ich ein einfühlsamer Mensch, sehr sozial eingestellt und gutmütig – manchmal zu gutmütig.

Kürzlich klingelte ein Zeitschriftenwerber bei mir an der Tür und machte mir ein Frauenmagazin schmackhaft. Das lese ich hin und wieder beim Frisör, aber im Abo bräuchte ich es nicht. Dann zeigte mir der junge Mann ein Empfehlungsschreiben unseres Sportvereins. Durch mein Abonnement, so stand da, würde die Fußballjugend einen Ball gespendet bekommen. Ist doch prima, dachte ich, die Jungs brauchen doch Bälle, damit sie kicken können. Und prompt habe ich unterschrieben.

Meine soziale Ader ist auch bei anderen Dingen stärker als die Vernunft. So kaufe ich die Biermarke, die mit einem Teil des Erlöses Projekte in Naturschutzgebieten an der Küste unterstützt. Auch hole ich mir gezielt das Mineralwasser, wo der Hersteller verspricht, er würde für jede verkaufte Kiste einen Baum pflanzen. Und so läuft das auch mit Aktionen zur Rettung der Berggorillas in Nigeria, zur Vermeidung von Kinderarbeit in Indien und was weiß ich nicht noch alles.

Mein Martin meint, ich sei zu gut für diese Welt. Er will einen Container mieten, um all den Krempel reinzuwerfen, den ich mal gekauft habe, aber nie benutze. Aber ich hab' ne bessere Idee: Ich spende alles für einen guten Zweck!

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