Standpunkt: Zweifelhafter Nutzen

Wer in der Zeit von Donnerstag bis Freitagmorgen mit dem Auto unterwegs war, erlebte so etwas wie Straßenverkehr in Zeitlupe. Innerorts blieben die meisten unter den erlaubten 50 km/h, durch Tempo-30-Zonen schlichen viele Fahrer beinahe in Schrittgeschwindigkeit.

Von wegen Blitz-Gewitter! Man musste schon blind und taub sein, um von dem breit kommunizierten, bundesweiten Kontroll-Marathon der Polizei nicht erfahren zu haben. Einige waren's.

Dabei hatten die Behörden doch ganz gezielt alle Mess-Standorte vorher bekanntgegeben, weil sie eher großflächig ermahnen wollten, als sich dem Vorwurf der Abzockerei auszusetzen. Der bleibt ja gewöhnlich nicht aus, wenn ein Verkehrssünder ertappt wird.

Das Irrationale im Straßenverkehr aber ist, dass sich fast jeder Autofahrer für einen guten Autofahrer hält, sicher und souverän genug, um gelegentlich (oder notorisch) auch Tempo-Regeln ohne Folgen für sich und andere brechen zu können.

Die Pisten-Rowdies, die Drängler und Blödmänner sind immer die anderen, Kontrollen lediglich behördliche Schikane. Und doch passieren 40 Prozent der Unfälle wegen nicht angepasster Geschwindigkeit. Daher sind Radarfallen mit Ansage kein geeignetes Mittel, um Raser auf Dauer zu bremsen.

Zu Recht haben Kritiker darauf hingewiesen, dass die Wirkung einer solchen Großaktion schnell wieder verpufft sein wird, weil es an Nachhaltigkeit fehlt und an Personal, das diese Nachhaltigkeit garantieren könnte. Unterm Strich bleibt eine staatlich verordnete Erziehungsmaßnahme, nicht schädlich, aber von zweifelhaftem Nutzen.

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