Technokraten

Land und Kommunen müssen sparen. Und das meist über die Schmerzgrenze hinweg.

Daher gehört jeder Posten auf den Tisch, muss jede Einnahmequelle genutzt werden. Umgekehrt ist es aber auch legitim und willkommen, dass der Steuerzahlerbund Politikern kritisch auf die Finger schaut, damit die Gebührenschraube nicht unablässig nach oben gedreht wird. Beim Thema Friedhofsgebühren beispielsweise hat der Steuerzahlerbund nicht nur gravierende Diskrepanzen zwischen den einzelnen Kommunen ausgemacht und manche Ungereimtheit entdeckt, sondern auch Vorschläge unterbreitet, wie Kosten zugunsten der Bürger gesenkt werden könnten. Dazu gehören Friedhofsschließungen, Einschränkung bei Friedhofspflege und Dekoration von Trauerhallen oder platzsparende Tiefengräber, wie es sie andernorts bereits gibt, in denen statt einem zwei Verstorbene bestattet werden können. Das sind nur einige Beispiele, die vor allem eines belegen: Hier waren Technokraten am Werk. Allein durch die Brille der Wirtschaftlichkeit betrachtet, liest sich das dann so: Primärer Anstaltszweck von Friedhöfen ist die Bestattung. Ist das wirklich so? Friedhöfe sind in erster Linie Kult- und Kulturstätten, Erinnerungsinseln und meditative Orte. Sie sind auch Ausdruck von Identität und Zugehörigkeit. Die Emotionalität, die wir ihnen entgegenbringen, spiegelt sich in Begriffen wie ,,letzte Ruhestätte" oder ,,ewige Heimat". Als beispielsweise vor wenigen Jahren in Trier Friedhöfe geschlossen werden sollten, brach ein Proteststurm los, der die Kommunalpolitik wieder zur Umkehr zwang. Es gibt Menschen, vor allem nicht so gut betuchte Ältere, die auf ein würdiges Grab sparen. Dieser drängende Wunsch nach einer letzten Geborgenheit ist nicht rational zu fassen, entzieht sich jeder simplen Betrachtung. Gerade deshalb spricht es für einen bedauerlichen Mangel an Einfühlungsvermögen, den Tod möglichst billig verwalten zu wollen.Isabell Funk, Chefredakteurin

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