Trierisch Balaawern

"Dau böss mer villeischd e Stögg Meewel!" Der Trierer spricht hier nicht etwa mit seinem Küchenschrank. Nein, es ist eine halb lobende, halb tadelnde Äußerung gegenüber einer vertrauten Person.

E Stögg Meewel, ein Stück Möbel, ist im Trierischen etwas ganz anderes als ein Meewel stögg, ein Möbelstück. Wenn eine Frau oder ein Mann als e Stögg Meewel bezeichnet werden, handelt es sich um jemanden, dem wegen seines merkwürdigen, freimütigen, leicht anstößigen, drolligen oder originellen Tuns wohlgemeinte Aufmerksamkeit gilt. Datt Bäbb öss villeischd e Stögg Meewel, ett haott em Pasdor e Kuss gewen! = Barbara ist vielleicht eine drollige Person, die hat dem Pfarrer einen Kuss gegeben! Dau Stögg Meewel kanns meisch nött draokrien! = Du Witzbold kannst mich nicht verulken! Leute, die als Stögg Meewel bezeichnet werden, gehören meist zu der Spezies Lauserd, Luusi, Flaudes oder Flabbes. Das sind Bezeichnungen für Lausbub, Schelm, Narr oder Spaßvogel. Dabei sind dä Lauserd und datt Luusi eher der heiteren und freundlichen Art zuzurechnen, dä Flaudes und dä Flabbes mehr der unberechenbaren, albernen. Bösartig ist aber keiner. Zum Umfeld der Stögg-Meewel-Genannten gehören auch Leute mit Nauben, nämlich Heimlichtuer und Personen mit Schrullen und Launen. Das ist dann schon nicht mehr so gerne gesehen. Für Männer steht dann auch ein Schimpfwort bereit, nämlich Naubenhanni. Der Naubenhanni verhält sich nämlich gelegentlich stikum (heimlich) und schalkisch (hinterhältig). Also Vorsicht! Horst Schmitt ist einer der beiden Autoren des Trierer Wörterbuchs. Gemeinsam mit Josef Marx erläutert er in "Trierisch balaawern" die Trierer Mundart.

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