Trierisch Balaawern

Die Wörter stobben, stöbben, stöbbsen und stöbbeln fallen durch ihre Ähnlichkeit auf, aber sie haben darüber hinaus nur wenig Gemeinsames, und ihre Bedeutung ist ganz unter-schiedlich. stobben kann je nach Zu-sammenhang drei verschie-dene Tätigkeiten beschreiben: 1. anhalten, stoppen: stobb wei! = halt jetzt an! 2. stopfen: Heit ka von dä jon-ge Fraaleit kaan mie Strömmb stobben.

=Junge Frauen kön-nen heute keine Strümpfe mehr stopfen. 3. stecken: Wuhin hass de da widder dein Bröll gestobbt? = Wohin hast du denn schon wieder deine Brille gesteckt? Spölls de mött Verstobb? = Spielst du mit verstecken? Dä Stobben bezeichnet den Weinkorken, ist aber auch gebräuchlich als Schimpfwort für einen Kleinwüchsigen. Watt wölls dau Stobben dann beim Basketball? stöbben = stauben. Ett stöbbt, wämmer Täbbisch klobbt. = Es staubt beim Tep-pichklopfen; schaffen, datt ett stöbbt = eifrig arbeiten. Der Gebrauch des Wortes im Sinne von verjagen ist veraltet. Das Substantiv dä Stöbb kommt in einer sehr bildhaften veralteten Redensart vor: aanem de Stöbb ausklobben = jemanden verprü-geln. Das heute selten gebrauchte Verb stöbbsen bezeichnet einen unangenehmen moderigen Geschmack oder Geruch, der von einem verdorbenen Stobben (s.o.) ausgeht: Dä Wein stöbbst oder dä Wein öss stöbbsisch. = der Wein hat Korkgeschmack. stöbbeln bedeutet stochern. Önn em Beiennössd stöbblen = in einem Bienennest stochern. Häufiger wird stöbbeln im Sinn von sticheln oder aufhetzen gebraucht: Gient dän Aalen stöbbeln = gegen den Chef sticheln. Sei haott de ganz Verwandschaft obbgestöbbelt. = Sie hat die gesamte Verwandtschaft aufgehetzt. Horst Schmitt ist Autor des Trierer Wörterbuchs, das im Trier-Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich ist. Gemeinsam mit Josef Marx hat er über 10 000 Stichwörter in Hochdeutsch-Trierisch und Trierisch-Hochdeutsch zusammengetragen. Die beiden Autoren erläutern in unserer Kolumne "Trierisch balaawern" Besonderheiten der Trierer Mundart.

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