Unterm Strich - Die Kulturwoche
In seiner letzten Spielzeit als Intendant der Wormser Nibelungenfestspiele will Dieter Wedel es endlich so richtig krachen lassen und sich kritisch mit der deutschen Heldensage auseinandersetzen. Dabei gehe es auch um Nazis und Nibelungentreue, kündigte er am Montag bei Probenbeginn an.
Ob das Publikum davon überhaupt etwas bemerkt, ist freilich fraglich: Wird es doch von Fernseh-Schönling Erol Sander als König Etzel abgelenkt. Dessen Bühnenerfahrung beschränkt sich zwar auf Winnetou in Bad Segeberg, aber auf dem Bildschirm kommt das ehemalige Armani-Model prächtig mit einem einzigen Gesichtsausdruck aus. Da muss sich Partnerin Elisabeth Lanz schon anstrengen. Aber immerhin blickt sie auf eine Karriere nicht nur als Tierärztin Dr. Lanz, sondern auch am Wiener Burgtheater zurück. Gibt\'s noch irgendeinen Promi, der den Glamour-Faktor erhöht? Ja: Lottofee Franziska Reichenbacher spielt eine Schamanin. Ommmm. Wie bescheiden kommen da die Salzburger Pfingstfestspiele daher: Sie wurden gestern Abend mit einer Oper eröffnet, bei der nur ein einziger Star brillierte - und das auch nicht wegen Promi-Faktor, sondern wegen Kunst. Cecilia Bartoli gab "La Cenerantola" und holte, wenn man den Probenlauschern glauben darf, sensationelle musikalische Finessen aus Rossinis altem Aschenputtel. Die alte Mär der Gebrüder Grimm gibt\'s übrigens auch als Musical. Aber als Musical gibt\'s ja auch so ungefähr alles. Sogar das Leben von Nelson Mandela. Gestern Abend kam im Deutschen Theater München die "Mandela Trilogy" zur deutschen Erstaufführung - eine Art Folk-Oper über den legendären Friedensnobelpreisträger. Die Produktion stammt aus Südafrika und feierte bei der Fußball-WM vor vier Jahren Premiere. Mit eher mäßigem Erfolg. Nach dem Tod des Protagonisten startet man jetzt in Europa nochmal einen Versuch. Letzter Versuch für alle, die noch die Ausstellung "Generation Pop!" im Weltkulturerbe Völklinger Hütte sehen wollen: am 15. Juni ist Feierabend. Starke 83 000 Besucher meldete das Weltkulturerbe diese Woche in einer Bilanz kurz vor Toresschluss. Mit zwei starken Wochenenden könnte man sich noch der Sechsstelligkeit nähern. In Völklingen spricht man von einer Ausstellung für die Museumsbesucher von morgen. Das gilt noch verschärft für das Kunstprojekt "Kinderkönigreich" im Ludwig-Forum für Internationale Kunst zu Aachen. Der polnische Künstler Pawel Althamer überlässt bis zum 21. September den Kids das Museum, wo sie Wände und Böden bemalen und ihre eigenen Kunstwerke ausstellen dürfen. Mit dem "Kinderkönigreich" greift Althamer eine Idee des im KZ Treblinka ermordeten Autors Janusz Korczak auf. Um Ideen waren die US-Altrocker Metallic noch nie verlegen. Aber dass sie ein Tour-Programm zum Wunschkonzert machen, hat es in 32 Jahren Bandgeschichte noch nicht gegeben. Die Fans hatten im Vorfeld über die Setlist, also die gespielten Titel, abgestimmt. Am Mittwochabend in der ausverkauften Hamburger Arena durften die 45 000 Zuschauer die Liste sogar noch spontan durch eine SMS-Abstimmung komplettieren. Mal sehen, ob das Publikum am Sonntag bei Rock am Ring ähnlich verwöhnt wird. Immerhin lautet das Tour-Motto: Metallica on request, zu Deutsch: Metallica auf Wunsch. Dieter Lintz