Unterm Strich - Die Kulturwoche

Der Jubel war groß in der Berliner Kulturszene und in den deutschen Feuilletons: Ein Popstar der britischen Museumslandschaft soll dem geplanten Humboldtforum im Berliner Schloss ein Gesicht verleihen. Neil MacGregor (68), bislang Chef des British Museum in London, soll ab Oktober "Leiter der Gründungsintendanz" werden.

Das Projekt ist zurzeit wohl eines der größten Kulturprojekte in Deutschland. Für 590 Millionen Euro soll dort, wo früher die Hohenzollernresidenz stand, ein Ort entstehen, an dem sich die Kulturen der Welt begegnen. Die Berliner sind davon noch wenig begeistert. Trotz zahlloser Diskussionsrunden und Workshops, die Idee von einem "Zen-trum der Weltkulturen" ist für sie wohl noch zu schwammig. "Mit dem Humboldtforum wollen wir einen Ort schaffen, an dem neue Geschichten der Welt erzählt, Verbindungen aufgetan und gemeinsame Anliegen diskutiert werden", so hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Arbeitsauftrag für die neue Gründungsintendanz beschrieben. Die soll jetzt das Konzept für die drei künftigen Nutzer erarbeiten: die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität und das Land Berlin. MacGregor scheint sich darauf zu freuen, spricht schon von einer "historischen Chance". Dass er sich mit den Befindlichkeiten hierzulande ganz gut auskennt, kann dabei nicht schaden. 2014 begeisterte der Brite Kritiker wie Besucher mit der Ausstellung "Germany - Memories of a Nation", ein Schnelldurchlauf durch 600 Jahre deutsche Geschichte - vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation bis zum WM-Sieg der Fußballelf. Kein Wunder, dass der Mann der Wunschkandidat von Fußballfan Angela Merkel war … Ganz anders sieht die Lage für das mit großer Spannung erwartete Comeback der 90er-Kultserie "Twin Peaks" aus. Deren Star ist wohl - anders als angekündigt - doch nicht mit an Bord. Regisseur David Lynch ließ diese Woche über Twitter verlauten, dass für die dritte Staffel der Mystery-Serie um den Mord an der Schülerin Laura Palmer offenbar das Geld fehlt. Er könne die Drehbücher nicht so umsetzen, wie er wolle - und steige deshalb aus. Also Kultserie ohne den Kultregisseur, dem die Fans die so beliebten schrägen Charaktere und Plots verdanken? Auf keinen Fall, protestierten die Fans - und auch die Darsteller, die schon für das Comeback zugesagt haben. Mit einem Internetvideo versucht etwa Laura-Palmer-Darstellerin Sheryl Lee, den Regisseur umzustimmen. Ihre Botschaft: Twin Peaks ohne Lynch sei "wie ein Mädchen ohne Geheimnis". Recht hat sie! cweb/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort