Unterm Strich

Et es noch emmer jot jejange! Diesen kölschen (oder besser: rheinischen) Stoßseufzer dürfte dem entlassenen Kölner Dombaumeister Michael Hauck über die Lippen gekommen sein, als ihm das Arbeitsgericht attestierte, seine Kündigung sei unwirksam. Es war ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Kölner Doms: die Abberufung des Dombaumeisters.

 Günther Uecker präsentiert sein „Nagelkissen“. Mit Tausenden von Zimmermannsnägeln hat der Künstler seine Objekte zusammengehämmert. Foto: dpa

Günther Uecker präsentiert sein „Nagelkissen“. Mit Tausenden von Zimmermannsnägeln hat der Künstler seine Objekte zusammengehämmert. Foto: dpa

Foto: Horst Ossinger (g_kultur

Und sie war auch nicht rechtmäßig, wie ein Gericht nun befand. Denn das beamtenähnliche Anstellungsverhältnis des Dombaumeisters sieht eigentlich gar keine Kündigung vor. Michael Hauck will jetzt so schnell wie möglich wieder arbeiten gehen. Er ist erst Mitte 50, er will weiterarbeiten als Dombaumeister.

Im Dunkeln bleibt damit weiterhin, was nun eigentlich auf der Dombauhütte vorgefallen ist. Angeblich war Haucks Führungsstil das Problem. Als sicher kann man annehmen, dass er einen anderen Führungsstil hat als seine Vorgängerin, die joviale Barbara Schock-Werner. Die Mitarbeiter haben den Wechsel an der Spitze wohl als einen Kulturschock erlebt. Undank ist der Welten Lohn.

Das muss jetzt auch die Autorin E. L. James (52) erfahren. Jetzt hat sie doch tatsächlich die Weltliteratur um ihre Trilogie "Fifty Shades of Grey" bereichert, den Peitschen- und Handfesselverkauf angekurbelt und die sexuellen Fantasien der prüden Amis zum Kochen gebracht (im Rest der Welt hat ihr Pornogeschwurbel eher gelangweilt), das Drehbuch zum Film geschrieben - und jetzt soll, nach einem Bericht des Hollywood Reporters, ihr Gatte Niall Leonard die Kinofortsetzung der Sadomaso-Romanze schreiben. Vermutlich hat man sich an den Hausherrn gewandt, weil die Utensilien für den heimischen Sadosex vor allem in Baumärkten nachgefragt wurden. Und wenn's ums Bohren, Hämmern und Nageln geht, sind nun mal Männer die Experten. Vielleicht nimmt Mr. Leonard seine Ehefrau mit zur Filmpremiere.

Apropos Nageln: Die erste große Einzelausstellung des Nagelkünstlers Günther Uecker in dessen Wahlheimat Düsseldorf hat seit Februar nach Mitteilung der Kunstsammlung NRW 60 000 Besucher angelockt. Noch bis zum 10. Mai sind rund 60 zentrale Werke aus 50 Schaffensjahren zu sehen — von der spektakulären Rauminstallation bis zu den berühmten Nagelreliefs. Uecker, der in den 60er Jahren auch Mitglied der Künstlergruppe Zero war, ist im März 85 Jahre alt geworden. Gemeinsam mit Regisseur Wim Wenders ("Pina", "Every Thing will be fine") diskutiert Uecker am 6. Mai in der Kunstsammlung über Kunst und Film. Im Düsseldorfer Museum Kunstpalast ist derzeit eine große Ausstellung mit Fotografien von Wenders zu sehen.

Das Größte zum Schluss: Das deutscheste aller Dramen, Goethes Faust, ist endlich ein Musical geworden. Die Väter der Faust-Sause mit Soundtracks und Songs, die alles bieten von Rock, Pop und kurzen Rap-Einlagen bis zu Jazz, Ragtime, Swing, sphärischen Klängen und melodiös Klassischem sind Sänger Herbert Grönemeyer und US-Theatermacher Robert Wilson. Am Ende der vierstündigen Premiere tobte das Publikum im Berliner Ensemble - und Grönemeyer verneigt sich ehrfurchtsvoll vor den singenden Schauspielern. no/dpa

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