Die Kehrseite des Ölpreisverfalls

Wie ein Konsumturbo wirken der Ölpreisverfall und die gesunkenen Kraftstoffpreise. Die geringeren Heiz- und Fahrkosten und die Miniinflation steigern das Realeinkommen. Endlich bleibt mehr Netto vom Brutto. Doch die Freude ist nicht ungetrübt.

Weil die Energiekostensenkung die Inflation gegen Null drückt, wächst die Deflationsgefahr. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wird die EZB die Niedrigzinsphase verlängern - zum Jubel der Kreditnehmer, zum Ärger der Gläubiger und Sparer. Für Deutschland wird die Ölrechnung kleiner, doch was wir gewinnen, fehlt den Ölförderländern.

Das könnte manches Exportunternehmen durch einen Nachfragerückgang zu spüren bekommen. Die Ölindustrie streicht Milliarden Dollar an Investitionen und entlässt Tausende. Ölaktien sind abgestürzt. Die Energiewende wird konterkariert, das Ziel, bis 2020 zum Leitmarkt für Elektromobilität zu werden, rückt in weite Ferne. Zusammengerechnet wurden im ersten Halbjahr 2015 nur etwas über 20.000 E- und Hybrid-Autos zugelassen.

Wenn der Traum vom Leitmarkt nicht platzen soll, wird die Regierung Kaufprämien und Steuervorteile gewähren müssen. In anderen Ländern gibt es sie längst.

Die KfW hat ihr Förderprogramm für "Energieeffizient Sanieren" Anfang August verbessert. Das ist gut so. Denn der Ölpreis wird nach wenigen Jahren wieder steigen. Deshalb lohnen Energiesparinvestition und die forcierte Entwicklung leistungsstarker Batterien für E-Auto. Zukunftsinvestitionen sollten nicht von der schwankenden Höhe des Ölpreises abhängig gemacht werden.

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