Kolumne: Goldrausch, oder wenn man auf einmal zuviel Edelmetall in der Kasse hat

Auch wenn der Goldpreis zurzeit weit von alten Höchstständen entfernt ist, hat das Edelmetall für viele Menschen noch nichts von seinem Glanz verloren. Nur so lässt sich erklären, warum zurzeit Tausende durch polnische Wälder irrlichtern. In der festen Hoffnung dort einen angeblich verschollenen Goldzug der Nazis zu finden.

Noch größere Mythen ranken sich zurzeit eigentlich nur noch um die Goldreserven der Bundesrepublik. Schuld daran hatte bisher vor allem die Deutsche Bundesbank. Jahrzehntelang hat sich das Institut geweigert, detaillierte Informationen zum eigenen Edelmetallbestand zu veröffentlichen. Lustige Verwirrspiele waren stattdessen an der Tagesordnung. So lud das Institut noch im Mai des vergangenen Jahres zu einem Vortrag seines Vorstands Carl-Ludwig Thiele nach Düsseldorf ein. In dem Schreiben war davon die Rede, dass die Bundesbank rund 3,3 Tonnen Gold verwalte als Folge des Deutschen Wirtschaftswunders.

Seit dieser Woche wissen wir, die Bank hat sich leicht verschätzt. Es sind in Wahrheit 3384 Tonnen. Dass sich Banker manchmal um Kleinigkeiten verrechnen, ist seit der letzten Finanzkrise keine wirkliche Neuigkeit mehr. Ein paar Tausend Tonnen Gold mehr oder weniger, wer soll das schon wissen oder kontrollieren, scheinen sich da einige Damen und Herren im Vorstand wohl gedacht haben. Zumal ein Großteil der deutschen Goldreserven im Ausland lagert.

An dieser wunderbaren Ahnungslosigkeit hätte sich vermutlich so schnell nichts geändert, wäre da nicht die Eurokrise mit ihren Währungsturbulenzen dazwischengekommen. In der Folge forderte der frühere CSU-Vize Peter Gauweiler mit einer ganzen Politiker-Armada eine Inventur sowie die Rückholung unseres Goldschatzes in heimische Tresore. Immerhin machten da schon Gerüchte die Runde, die NSA-Abhöraktionen deutscher Unternehmen seien nach dem Kostenverursacherprinzip mit Goldbarren Made in Germany bezahlt worden.

In der Folge strömten hunderte Mitarbeiter in die Lagerstätten in Frankfurt, Paris, London und New York. Jeder einzelne Goldbarren wurde gezählt und gewogen. Bei der Inventur kam Überraschendes heraus. Die Bundesbanker hatten 1,7 Kilogramm Edelmetall mehr in ihren Tresoren, als sie selbst gedacht hatten. Bei der Gesamtmenge mag das nicht besonders viel sein, der wahre Wert der Inventur erweist sich jedoch in ihrer Dokumentation . Auf 2300 Seiten finden Interessenten hier jeden einzelnen Barren der bundesdeutschen Reserve mit Nummer, Gewicht und Angaben zur Feinheit aufgelistet und können sich damit zumindest in geschriebener Form in eine Art Goldrausch lesen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort