Kolumne: Im Urlaub ist kein Platz für Risiko

Uns Deutschen wird in der weiten Welt nachgesagt, etwas ängstlich zu sein. Das stimmt natürlich nicht, wir mögen nur eben eine gewisse Sicherheit. Dafür hat der durchschnittliche Deutsche sechs Versicherungen und greift für die Policen gern auch etwas tiefer in die Tasche. Nach Angaben des Bundes der Versicherten zahlen wir jährlich knapp 160 Milliarden Euro für unsere Absicherung.

Diese gewaltige Summe hat dazu geführt, dass die Bundesrepublik zum Entwicklungslabor der Versicherungskonzerne geworden ist. Jedes Jahr werden wir deshalb mit Innovationen überschwemmt. Allein für denUrlaub gibt es mittlerweile fast ein Dutzend verschiedener Versicherungen. Dazu gehören sinnvolle Produkte wie die Auslandskrankenversicherung oder die Reiserücktrittsversicherung. Die leistet sogar, wenn die Versicherten ihre Hochzeitsreise wegen Scheidung kurzfristig wieder absagen wollen.

Auch die Reiseabbruchversicherung gehört noch in die Kategorie sinnvoll. Sie erstattet Geld, selbst wenn man überhaupt keine Lust mehr auf die Heimreise hat, etwa wenn das eigene Haus abgebrannt ist. Entgegen der Meinung der Versicherer lässt sich über den Wert der Reisegepäckversicherung trefflich streiten. Versprochen wird zwar die Erstattung des Restwerts des Urlaubsgepäcks, allerdings nur mit schwer zu erfüllenden Bedingungen. So muss beispielsweise in der Flughafenhalle ausreichender "Schenkeldruck" auf das Gepäck ausgeübt werden, und zwar so, dass es nicht einfach weggenommen werden kann. Ihr Versicherer wünscht viel Spaß beim Nachweis.

Auch das Thema Reiserechtsschutzversicherung ist noch nicht endgültig ausdiskutiert. Ein Tourist wird sich auf jeden Fall über sie freuen, wenn beispielsweise mit der gestohlenen Kreditkarte im Internet eine größere Waffenlieferung für die lokale Terrorgruppe bestellt wurde. Zumeist quittiert die Polizei das am nächsten Morgen mit einem energischen Auftritt im Hotelzimmer.

Ganz heikel wird es, wenn der Tourist im Ausland auch noch mit einem Auto unterwegs sein möchte. Dann helfen die Reisehaftpflicht und die -unfallversicherung dabei, wenn eine indische Gottheit Tribut für ein umgefahrenes Huhn fordern sollte. Seit kurzem kann sich der Urlauber sogar gegen schlechtes Wetter versichern. So kann bei der Buchung von Bootstouren gleich noch ein Regenschutz dazugekauft werden. Sinnvoll ist das wegen der Kosten vermutlich nicht, aber es hinterlässt doch ein gutes Gefühl. Denn nur so werden die Ferien absolut sicher und ein Erfolg. Denn im Urlaub ist für die meisten von uns kein Platz für Risiko.

t.zeller@volksfreund.de

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