Zukunftshypotheken

Die Niedrigzinspolitik hat zu einem Konsumrausch geführt. Ohne den hohen Konsum gäbe es keine Arbeitsmarktrekorde, wären Wachstum und der Wohlstand weniger gestiegen.

 Von Rainer Nahrendorf

Von Rainer Nahrendorf

Foto: Pablo Castagnola ("s_wirt"

Die Kehrseite der Niedrigzinspolitik ist eine gigantische Umverteilung von den Nordstaaten der Euro-Zone zu den hoch subventionierten Krisenstaaten des Südens, ist eine kalte Enteignung der Sparer und eine Milliardenentlastung der Gläubiger, vor allem der Staaten. Die private Altersvorsorge wird geschwächt, obwohl angesichts des sinkenden Rentenniveaus nichts dringlicher wäre, als sie zu stärken. Die Rentenwahlgeschenke haben diese Zukunftshypothek noch erhöht.

Die Kosten der Insolvenzverschleppung des griechischen Staates durch überlange Tilgungsfristen und geringe Zinsen für die Hilfskredite werden vor allem kommende Generationen tragen. Die Euro-Staatsschuldenkrise ist nicht überwunden. Allein aus den bisherigen Rettungspaketen liegt das deutsche Haftungsrisiko bei 260 Milliarden Euro. Hinzu kommen viele Milliarden EZB-Risiken. Die überstürzte Energiewende mit fehlenden preiswerten Speicherungs- und Puffermöglichkeiten für den grünen Strom kostet Hunderte Milliarden Euro. Die Milliarden-Langzeitlasten des Flüchtlingszustroms werden ausgeblendet. Eine Flüchtlings-Rettungsaktion war und ist humanitär geboten. Aber eine Völkerwanderung in wenige EU-Staaten ist nicht jene bedarfs- und qualifikationsgesteuerte Einwanderung, die Deutschland mit seiner alternden und schrumpfenden Bevölkerung wirklich stärker machte. Die Scheinblüte könnte in 20 Jahren vorbei sein.

Der Autor ist ehemaliger Chefredakteur des Handelsblatts und Buchautor.

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