Kolumne: Spiel ums Geld

Mal abgesehen von der Queen und der geistigen Urheberschaft auf das Britische Empire, auf kaum etwas sind Engländer so stolz wie auf ihre erste Fußballbundesliga, auch Premier League genannt. Diese gilt als eine der besten weltweit und seit dieser Woche vermutlich auch als eine der teuersten.

Schuld daran haben aber nicht unersättliche Spieler wie Mesut Özil oder Per Mertesacker, die ihre Clubs mit Gehaltsforderungen fast in den Ruin getrieben haben, sondern Jeremy Darroch und Gavin Patterson. Wer jetzt krampfhaft die Transferlisten der vergangenen Monate durchwühlt, kann beruhigt werden. Die beiden bewegen sich zwar in derselben Gehaltsklasse wie Topfußballer, sind aber "nur" Vorstandschefs, Darroch beim britischen Bezahlfernsehsender BSkyB und Patterson bei British Telecommunications.

Zusammen bezahlen sie für die Fernsehrechte der Premier League eine Summe von 5,136 Milliarden Pfund (etwa 6,9 Milliarden Euro). Der Vertrag mit einer Laufzeit von drei Jahren ist globaler Rekord im internationalen Rechtepoker der Unterhaltungsindustrie. Setzt man nur die Einspielergebnisse dagegen, ist der englische Fußball damit wertvoller als alle drei Teile der "Herr der Ringe"-Trilogie oder alle Teile der "Harry Potter"-Verfilmungen zusammen.

Anhand solcher Summen kam das Understatement von Liga-Chef Richard Scudamore nach Vertragsabschluss selbst den anwesenden Clubchefs etwas unheimlich vor. Die kleine, alte Premier League mache sich angesichts des neuen Vertrages ganz gut, sagte Scudamore unter dem Gelächter seiner Kollegen auf einer Pressekonferenz. Die Wahrheit ist, ab spätestens 2016 wird die oberste britische Fußballliga im Geld schwimmen. Denn zu den Einnahmen aus den britischen Fernsehrechten kommen noch mehr als eine Milliarde Pfund aus der Auslandsvermarktung. Während der finanziell wichtigste deutsche Club Bayern München im Jahr mit Fernseheinnahmen von mindestens 38 Millionen Euro rechnen darf, erhalten selbst englische Abstiegskandidaten wie Leicester City künftig mehr als 130 Millionen Euro garantiert.

Interessanterweise zeigt ausgerechnet die Premier League, dass Geld im Fußball nicht alles ist. Hier wimmelt es förmlich von Milliardärs-Clubs, bei denen sich das Vereinsmanagement um finanzielle Zwänge keine Sorgen machen muss. Denn mehr Champions-League-Plätze als die finanziell unbedeutendere deutsche Bundesliga haben die englischen Vereine auch nicht vorzuweisen.
t.zeller@volksfreund.de

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