Meine Wirtschaftswoche

Ein Computerkonzern, der ans Autobauen denkt, und eine Automarke, die aus der Vergangenheit wieder auftaucht - zum Genfer Autosalon hat die Branche einigen Gesprächsstoff geliefert. Derweil halten sich die Innovationen, die die etablierten Autokonzerne in der Schweiz präsentieren, in Grenzen.

Die Branche steckt im Umbruch, wenn dies auch die glänzenden, PS-starken Ausstellungsstücke bei der Automesse nicht verkünden. Ob Apple wirklich an einem eigenen Auto bastelt, ist noch gar nicht klar. Aber schon die Überlegung reicht aus, um für Furore zu sorgen. Warum? Es ist klar, dass der Computerkonzern nicht einen besseren VW, Toyota, BMW, Audi oder Mercedes bauen möchte. Vielmehr geht es um ein vernetztes Auto, das sich seinen Weg selbstständig durch den Verkehr sucht, Informationen sammelt und weitergibt und seinen Fahrer zum Beifahrer macht. Es geht um mobile Konzepte der Zukunft. Ist dort noch Platz für die Autokonzerne der Gegenwart? Nein. In ihrer jetzigen Form nicht. Doch in Stuttgart, Wolfsburg oder Ingolstadt schrauben die Ingenieure längst an Konzepten, die Erfindung PKW ins 21. Jahrhundert zu retten. Ausgerechnet an diesem Punkt erlebt eine seit 50 Jahren eingestellte Automarke einen Neustart. Borgward war in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts einer der bekanntesten deutschen Autobauer. Unter Autofans wird der Name des Mittelklassewagens Isabella heute noch mit solcher Leidenschaft dahingehaucht als sei es eine verflossene Liebe. Doch ausgerechnet Borgward scheiterte Anfang der 60er, weil sich, so Kritiker, Firmenchef Carl Friedrich Borgward mehr für Technik denn Bilanzen interessierte. Das Comeback der Marke, das Gründerenkel Christian Borgward nun anstrebt, ist eine der interessanten Autogeschichten der Vergangenheit. 260 Millionen Euro investiert ein Konsortium in Stuttgart und will mit Hybrid- und Plug-in-Motoren sowie einer digitalen Rundumversorgung im Fahrzeug bei den Kunden punkten. Ehrgeizige Ziele, an einem Punkt, an dem arrivierte, milliardenschwere Autokonzerne vor der Herausforderung stehen, sich neu zu erfinden. h.waschbuesch@volksfreund.de

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