Achtung Satire: Mut zum Virus

Hatten Sie auch noch nie einen Trojaner? Dann geht es Ihnen wie mir, und es wird Zeit etwas dagegen zu tun. Denn alle haben jetzt irgendeinen Computerschädling. Beispielsweise die Stadtverwaltung Düsseldorf oder das Klinikum Neuss. Und in der Politik gilt man sowieso erst als wichtig, wenn einem die Festplatte von einem Virus überwacht wurde. So wie etwa bei der Bundeskanzlerin.

Gestehen wir es uns also ruhig ein, es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Gemeinheit, mit der sich der Schädling durch die eigenen Daten fräst, und der eigenen sozialen Bedeutung. Nordkoreanische Hackerbrigaden werden ja wohl kaum Hinz und Kunz attackieren, wenn als Beute allenfalls Fotos von der letzten Familienfeier in der Eifel winken.

Doch seit dieser Woche besteht Hoffnung. Nach gerade einmal neun Jahren Entwicklungszeit hat das Bundesinnenministerium endlich den Bundestrojaner zur Nutzung freigegeben. Jetzt also schnell bei der Suchmaschine Google die Stichworte "IS", "Düngemittel" und "Cockpittür" eingeben, und Sie werden künftig Ihre Mails vor einem viel größeren Publikum schreiben. Zugegeben, die Schnelligkeit Ihres Modem-Internetzuganges könnte etwas unter dem Bundestrojaner leiden. Aber stellen Sie sich doch einfach vor, welche Freude Tante Marias Gesangeseinlagen künftig den Datenanalysten beim Bundeskriminalamt machen werden. Das dürfte das künftige Schneckentempo Ihrer Internetverbindung mehr als aufwiegen.

P.S: Unsere IT hat mich darauf hingewiesen, dass mir in den nächsten Wochen keine E-Mails mit Dateianhängen zugestellt werden.

P.P.S.: Ich habe gerade gelesen, dass man sich Schadsoftware direkt von einer Website herunterladen kann.

P.P.P.S.: An unsere IT: Das war natürlich ein Scherz.

t.zeller@volksfreund.de

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