Genuss und mitreißende Lust am Spiel

Zum 25-jährigen Bestehen hat sich das Mosel Musikfestival einen anderen strahlenden Jubilar eingeladen. Das gleichaltrige Concerto Köln verbreitete mit barocker Musik Glanz und jede Menge Festtagslaune.

Kloster Machern. Das ist die Musik, bei der man sich im Sommer nach Weihnachten sehnt. Mit ihrer Zugabe, der kleinen "Sinfonia" von Johann Sebastian Bach, verzauberte das Concerto Köln den Saal von Kloster Machern in ein intimes festliches Zimmer. Bezaubern ohne einzuschläfern, das verstehen die Musiker aus Köln meisterlich. Ein Vierteljahrhundert ist das Kammermusikensemble alt, das sich einst aus Studenten der Kölner Musikhochschule gebildet hatte. Nichts hat es seitdem an Frische, Elan und Spielfreudigkeit verloren. Im Gegenteil, sein Spiel ist noch aufregender geworden, der Mut zu Kontrast und Spannung eher größer, aber auch der Umgang damit noch sicherer und entschlossener. Man kann viel über die mit Preisen reich ausgezeichneten Musiker schreiben: über ihre überzeugende historische Praxis, über ihre brillante Technik, ihr Gefühl für Klang und Rhythmus, ihre exakten Einsätze und ihre Fähigkeit, sich im Spiel miteinander auszutauschen und aufeinander einzugehen. Was aber weit bedeutsamer ist: das Concerto Köln dringt bis zum Wesen der Musik vor, macht es in vielfarbigen und ausdrucksstarken Klangbildern erleb- und erfühlbar. So vergegenwärtigt wird Musik zum spannenden Genuss, zum Mit-Erleben. Einmal mehr wurde in Machern deutlich: Schönheit darf spannungsreich sein. Das fing schon beim Barock Programm an. Höfischer Pomp aus Versailles traf darin Leipziger Schlichtheit. Der Symphonie Nr.4 des Franzosen Antoine Dauvergne und der Suite aus der Oper "Platée" seines Landsmannes Jean-Philippe Rameau standen zwei "Ouvertüren" (Orchestersuiten) Johann Sebastian Bachs gegenüber. Absoluter Höhepunkt: Bachs bekannte "Ouvertüre Nr.2 in h-moll". So wie das Kölner Ensemble die tausendfach gespielte Tanzfolge musizierte, wollen wir sie immer hören. Schlank, entschlackt, mit unbändiger Lust am Spiel und wechselnden Temperamenten. Cordula Breuers Traversflöte ließ federleicht und anmutig alle Erdenschwere hinter sich. Am Ende der Tänze: die hinreißende Braderie mit ihrer ungezügelten Lust. Nach Rameaus "Petite Suite", dann in großer Orchesterbesetzung mit Bläsern Bachs "Ouvertüre Nr.1". Zum Abschied nichts als Innerlichkeit, in der wie ein Puls der Bass pocht: mit Bachs berühmter "Air" aus der 3.Orchestersuite. Wie weiß der Philosoph: "Denn alle Lust will Ewigkeit". Wenn's doch auch hier so sein könnte. Begeisterter Applaus.

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