Videospielmusik für Klassikfans

Videospiele sind mehr als nur Pong und Ego-Shooter - das gilt nicht nur für das Spieleerlebnis, sondern auch für die musikalische Untermalung. Dass die Werke von Komponisten wie des Japaners Nobuo Uematsu auch konzerttauglich sind, zeigte der Pianist Benyamin Nuss in Trier.

 Benyamin Nuss. Foto: Archiv

Benyamin Nuss. Foto: Archiv

Trier. Ein kleiner Junge, der sein Dorf vor gefährlichen Monstern beschützen will. Helden, die durch Wasser durch das Innere der Erde reisen. Ein unsterblicher Krieger, der sich nicht an seine Vergangenheit erinnern kann. Nicht gerade typischer Stoff für das klassische Mosel Musikfestival, das am Samstagabend in der Trierer Tufa gastierte.

Doch diese Storys, genauer gesagt Geschichten von Rollenspielen für Videospielkonsolen, sind es, die der 20-jährige Pianist Benyamin Nuss aus Bergisch-Gladbach vertont. "Die Tufa feiert in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag, genau wie wir", sagt Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musilfestivals. Darum habe man sich für diese besondere Zusammenarbeit entschieden. Er blickt durch den großen, nicht ganz vollbesetzten Saal der Tufa. "In der Kölner Philharmonie hat Benyamin Nuss vor 2200 Personen gespielt, hier in Trier sind es anscheinend etwas weniger." "Videospielmusik hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt", sagt Benyamin Nuss und gibt zur Erheiterung seiner Zuhörer ein kurzes Beispiel dafür, wie monoton sich alte Spiele wie "Pong" anhörten. Ganz hoch im Kurs, sowohl in der Videospielewelt als auch bei Benyamin Nuss, stehen die Kompositionen von Nobuo Uematsu aus Japan. Egal, wie voll der Saal in der Tufa auch sein mag - Nuss legt sich bei seinem Auftritt richtig ins Zeug. Mit zum Teil atemberaubendem Tempo und mit hoher Konzentration jagt er mit seinen Fingern über die Klaviatur, beinahe als würde er auf dem Joypad einer Spielekonsole triggern. Es wird disharmonisch, dramatisch. Als das Stück vorbei ist, reißt Nuss seine Faust in die Höhe, so als habe er soeben einen schwierigen Gegner besiegt. Harmonisch bis kitschig, ja beinahe pastoral wirken hingegen andere Passagen. "Man hört, dass die Geschichte gut ausgegangen ist", witzelt der Musiker. Benyamin Nuss will nach eigener Aussage mit seinem Programm ein junges Publikum für klassische Musik begeistern. In Trier ist ihm das gelungen: Jugendliche mit Tattoo und "Queens of the Stone Age"-T-Shirt klatschen genauso begeistert Applaus wie ältere Damen im Designerkostüm. Soviel Applaus, dass Nuss als kleine Zugabe noch ein Lied von Claude Debussy und eine eigene Komposition vorspielt.

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