In der Form seines Lebens

Wenn der rüstigste Rentner der Rockmusik gesucht wird, gibt es einen heißen Favoriten: John Fogerty, Ex-"Creedence Clearwater-Revival", entpuppte sich bei seinem Konzert in der Trie rer Arena als ausgesprochen lebendige Legende.

 Der 65-jährige John Fogerty mit einer der mehr als 20 Gitarren, die er bei seinem Konzert „bespielt“. TV-Foto: Rudolf Höser

Der 65-jährige John Fogerty mit einer der mehr als 20 Gitarren, die er bei seinem Konzert „bespielt“. TV-Foto: Rudolf Höser

Trier. Man kennt das: Gealterter Rocker, letzter Hit vor 30 Jahren, zieht im gehobenen Alter als Coverband in eigener Sache durch immer kleiner werdende Hallen, gefeiert von einer Handvoll unbeirrbarer Fans. Das tut manchmal richtig weh.

Und dann der Mittwochabend in der Arena: 2500 erwartungsvolle Zuschauer, lange Schlangen vor den wenigen Biertheken, eine Bühnenshow ohne Mätzchen und Videoclips, ordentliches Licht, ansonsten: Musik pur. Der Mann vorne am Mikrophon ist durchtrainiert, fit, hellwach. John Fogerty, 65, wirkt etwa um so viel jünger als sein Lebensalter, wie Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards älter aussieht.

Schon der Start mit "Up around the bend" ist tempogeladen, Fogerty treibt seine fünf Begleitmusiker unaufhörlich an, verschwendet wenig Zeit mit Gelaber. Am Ende wird er 23 Titel in zwei Stunden gepackt haben - ohne einen einzigen Schwitzfleck am Hemd. Während beim Publikum, das immer wieder angeleuchtet wird, die nassen Halbglatzen von Schweißtropfen glänzen.

Am Anfang lässt Fogerty es krachen, erinnert mit den verzerrten Gitarren-Riffs von "Suzie Q" daran, dass er auch ein Zeitgenosse von Jimi Hendrix war. "Born on the bayou" haut kraftvoll rein, mit "Ramble tamble" folgt eine fulminante Instrumentalnummer, die den Saal beben lässt. Wobei Fogerty immer noch alle wichtigen Soli selber spielt, sich nicht hinter seiner Band versteckt.

Die großen alten Hits als Gerüst des Programms



Das Gerüst des Programms sind die großen Creedence-Hits, mit denen Fogerty vor 40 Jahren die Charts stürmte. Charakteristisch die Mischung, die Rock und Blues übergangslos mit Kirmesmusik koppelt. In der Mitte flacht das Konzert etwas ab, bringt ein paar überflüssige Coverversionen und Country-Tanzboden-Ausflüge. Da wäre reichlich Platz gewesen für Klassiker wie "Have you ever seen the rain", "Hey tonight" oder "I put a spell on you", die an diesem Abend fehlen.

Aber kaum glaubt man, dem alten Herrn auf der Bühne ginge die Luft aus und er mutiere zu John Denver, zieht er die Zügel richtig an - den Saunatemperaturen im Saal zum Trotz. Wer daran zweifelte, dass Mundharmonika und Schlagzeug ein Duell ausfechten können: "Keep on chooglin'" beweist das Gegenteil. Der Battle zwischen Fogerty und dem knüppelharten Drummer Kenny Aronoff - neben Geiger Dan Hochhalter der auffälligste Begleitmusiker - elektrisiert die Zuschauer.

Die musikalischen Höhepunkte hat sich der Kalifornier für den Schluss aufgehoben. "The old man down the road", mit dem er 1985, von gierigen Managern ausgenommen, sein erstes Comeback startete, gehört zum Besten, was Rock-Komponisten geschrieben haben. Und sein einziges politisches Lied, "Fortunate son", dokumentiert, warum er 2005 in die Songwriter-"Hall of fame" aufgenommen wurde.

Das Trierer Publikum - die Altersgruppe U 40 ist etwa so häufig vertreten wie bei einer Opernpremiere - feiert seinen Helden enthusiastisch. Seiner angedeuteten Aufforderung, sich der Oberbekleidung zu entledigen, folgt die einheimische Damenwelt freilich nicht - so entfesselt ist die Begeisterung an der Mosel auch wieder nicht. Dafür belässt es der Meister dann mit "Rockin' all over the world" und "Proud Mary" auch bei zwei Zugaben. So kommt er nicht ins Schwitzen.

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